Trilogie: Auf dem Weg zurück in die Normalität?

Es folgen – ganz im Wortsinn des Titels - drei eigenständige Geschichten, die aber durch die Klammer „Katastrophe“ zusammen gehalten werden. Diese drei Geschichten entstanden dadurch, dass ich nicht im „Home-Office“ auf Informationen gewartet habe, die irgend jemand in eigenem Interesse verbreitet wissen wollte, sondern dass ich mich in Erfüllung meiner mir selbst gestellten Aufgabe als Journalist „nach Draußen“ begeben habe, dahin, wo – obwohl nur zum Umfeld eines Katastrophengebiets zählend - der tägliche Ablauf auch vom Geschehen im durch das Jahrhundert-Hochwasser geschädigte Gebiet mit geprägt wird. Ich erhalte eindrucksvolle Schilderungen von Leuten die dort freiwillig im Einsatz waren, von jungen Leuten, die eigentlich erstmals in ihrem Leben eine Katastrophe von derartigem Ausmaß erleben, das Erlebte kaum begreifen, viel Zeit brauchen werden, um ihre Eindrücke zu verarbeiten. - Ich erlebe auch Leute, die nicht gerade begeistert sind von den Aktionen, mit denen andere sozusagen „Marketingaktionen“ starten, die sie mit dem Begriff „Katastrophenhilfe“ vergolden, den Begriff damit eigentlich abwerten. - Davon soll nachstehend aber nicht die Rede sein, sondern von mir persönlich an einem normalen Wochenanfang recherchierte Geschichten, quasi „Alltäglichkeiten“, die das Bild meiner Leser von den aktuellen Ereignissen durch meine hier in der Eifel gesammelten drei Geschichten abrunden können.

1) Kann ein E-Auto einen „Wasserschock“ erleiden?

Da will sich ein besorgter Vater in Köln am 16. Juli persönlich davon überzeugen, dass es seiner Tochter gut geht, die im Randgebiet der Katastrophenzone rings um die Ahr wohnt, setzt sich in sein teures E-Auto und fährt unter Umgehung des Katastrophen-Raums in die Eifel.

Kurz vor seinem Zielort muss er doch eine kleine Wasserdurchfahrt passieren. Die ist jedoch nur einen Zollstock lang und nur wenige Zentimeter tief. Er durchfährt sie im Schritttempo – man weiß schließlich nicht, wie so ein E-Auto auf Spritzwasser reagiert – und erreicht gut 10 Kilometer weiter sein Ziel.

Der aktuellen Tagespresse ist zu entnehmen, dass in Deutschland „die Schwelle von einer Million Elektrofahrzeugen überschritten“ ist. Wer weiter liest erfährt, das 54 Prozent davon wirklich rein elektrisch betriebe E-Fahrzeuge sind; der „Rest“ sind „Plug-in Hybride“.

Was Motor-KRITIK-Leser von E-Automobilen halten, ist auf diesen Seiten rechts zu entnehmen. Nur zögerlich waren sie bereit, sich mit einer eigenen Meinung zu äußern. 77 Prozent – von etwas über 900 - glauben nicht an die Zukunft des Elektro-Automobils, immerhin 8 Prozent empfinden es als eine „Übergangslösung“.

Damit vertreten sie nicht die Meinung von Politikern und Firmenlenkern, die natürlich alle – mit allem was sie tun – die als  „klimafreundlich“ empfundene Lösung  hin zu einem Elektro-Automobil als die einzig richtige empfinden. - Ich persönlich schließe mich der Meinung meiner Leser an. - Wer da zu kurz – und damit evtl. verantwortungslos denkt – wird die Zukunft zeigen!

Der aus Köln mit einem Elektro-Automobil angereiste Vater ist jedenfalls zufrieden! - Mit seinem Auto und den Umständen, die er im Umfeld seiner Tochter aktuell angetroffen hat. - Nach Stunden will er sich beruhigt auf den Heimweg machen. - Doch sein E-Auto springt nicht an, summt keinen Ton! - Nichts regt sich! - Nur der Vater regt sich auf!

„Fachleute“, die gute Ratschläge geben, finden sich schnell. Da kennt dann auch jemand eine freie Werkstatt in der Nähe, wo sicherlich nur ein Anruf genügt, wenn man der Problemlösung näher kommen will.

Das Ergebnis: In der Werkstatt möchte man das E-Auto weder sehen noch stehen haben. Man hat auch keine ausgebildeten Monteure. - „Tut uns leid!“ - Tatsächlich ist dem E-Autofahrer in der Eifel mit seinem elektrisch betriebenen Fortbewegungsmittel auch nach weiteren Telefonaten nicht zu helfen.

So lässt er sein Auto in der Eifel stehen, organisiert seine Rückreise anders und überlässt es seiner Kölner Fachwerkstatt das Fahrzeug abzuholen und zu reparieren.

Die Abholung erfolgt – schon aufgrund der Katastrophen-Situation in der Eifel – nach 10 Tagen. Ich erkundige mich dann jetzt am 2. August 2021, was denn eigentlich der Fehler war, warum sich das Elektro-Automobil nicht mehr starten ließ?

  • Antwort: Die Werkstatt hat den Fehler noch nicht gefunden! - Das Fahrzeug lässt sich immer noch nicht starten. - Ende offen!

Weil der Fehler nicht fabrikattypisch sein muss, wird hier nicht die Automarke genannt. Hier soll mit diesem Beispiel nur daran erinnert werden, dass mit der Einführung einer neuen Technik auch neue Probleme auftauchen können, die dann – manchmal – nicht so schnell gelöst werden können.

Wussten Sie zum Beispiel, dass man als Fahrer eines E-Automobils – unter Berücksichtigung der geltenden Verordnungen – noch nicht einmal einen Radwechsel selber vornehmen darf, wenn man nicht in einem Lehrgang – mit Urkunde – entsprechend ausgebildet ist?

Auch in den Kfz-Werkstätten muss der Arbeitsraum um ein E-Automobil mit „rotem Flatterband“ abgesichert sein und nur entsprechend ausgebildete Monteure dürfen sich – unter Einhaltung der vorgeschriebenen Sicherheitsvorschriften – mit einem solchen Automobil beschäftigen!

Im Moment kann offensichtlich mit dem Kölner E-Automobil wenig passieren! - Es steht und steht und steht!

Es erfüllt so zumindest einen ihm öffentlich zugeordneten Anspruch an seine Existenz: Es ist klimafreundlich!                                                                                                                                                                                                     

2) Touristenfahrten: Fühlt sich niemand betroffen?

Der Geschäftsführer des Nürburgrings hatte sich nach Abwägen von „wirtschaftlicher Notwendigkeit und persönlicher Anteilnahme“ dazu entschlossen, auf der Nürburgring-Nordschleife wieder „Touristenfahrten“ durchzuführen. So umkreisten Touristen an diesen Tagen – erstmals wieder nach Eintreten der Ahrtal-Katastrophe – die Traditions-Rennstrecke in der Eifel.

Pro Runde und Fahrzeug kommen so immerhin 30 Euro in die Kasse des Veranstalters. Das verdeckt dann insgesamt schon ein wenig die „persönliche Anteilnahme“. - Immerhin stellt man aktuell immer noch um 60.000 qm Fläche für die an der Ahr notwendigen Einsatzkräfte zur Verfügung!

Wie ich recherchieren konnte, ist der Samstag „ganz gut“ gelaufen, der Sonntag „hätte besser sein können“.

Am Samstag gab es wohl nur die üblichen „Betriebsmittelverluste“, die die Fahrten ein wenig behinderten und ein paar unwesentliche Einschläge.

Am Sonntag kam es allerdings am späten Nachmittag zu einem schweren Motorradunfall, der dann auch zu längeren Streckensperrung und Heli-Einsatz führte. Es wurde die Strecke aber noch einmal kurz vor Feierabend geöffnet.

Nur habe ich am Wochenanfang unter „Polizeimeldungen“ keinen Hinweis auf einen solchen Unfall gefunden. Das muss auch nicht sein! - Gerade in einer Zeit, in der man wohl auch „andere Sorgen“ hat!

Das meinen allerdings auch Eifel-Bewohner und beziehen das auf die Durchführung der „Touristenfahrten“ überhaupt! - Da schreibt mir ein Leser u.a.:

„Man muß sich DAS einmal vor Augen führen, ein paar Kilometer vom Ring entfernt gab es diese Flutkatastrophe mit vielen Toten, Menschen die wirklich ALLES verloren haben, Orte die komplett zerstört wurden und am Ring tobten die Tourifahrten!!!!!! So etwas macht mich fassungslos, absolut fassungslos!“

Da gibt es eine Leserin, die sich schon ein wenig über die vorher zu den „Touristenfahrten“ angereisten Fahrer – manche wohl auch aus dem Ausland – ärgerte, die dann auf so einen „Touristenfahrer“-Termin warten mussten. Da hat sie dann aus dem „Lindner Ferienpark“, wo man abgestiegen war, „Gegröle im Anschluss von Burnouts“ gehört:

„Man hatte gebucht und wollte seinen Spaß.“

Sie stellt am Ende ihrer e-Mail an Motor-KRITIK fest:

„Aber so ist das, wenn man solch eine Destination, wie den Nürburgring, an Privat verkauft. Da kann es nur noch ums Geschäft gehen und die Welten prallen aufeinander.“

Nicht nur Spaß hatten sicherlich auch die „Stresis“, die die „Touristenfahrten“ abzusichern hatten. Wobei das neu eingeführte System, bei dem man mitfahrende „Marhalls“ (mit eigenen Fahrzeugen) einspart, nicht unbedingt als ein sicheres bezeichnen kann.

Aus einem „Kündigungsbrief“ für die Saison 2021 der Nürburgring 1927 GmbH & Co. KG:

„Durch die Umstrukturierung der Streckensicherung bei den Touristenfahrten wird es jedoch in Zukunft keine aktiv mitfahrenden Marshalls mehr geben. Hintergrund ist, dass mittlerweile ausreichend Kolleginnen und Kollegen rund um die Strecke für Sicherheit sorgen und wir das Risiko für Mitarbeiter größtmöglich reduzieren möchten.“

Ich möchte die aktuelle Situation bei den „Touristenfahrten“ mit dieser Wiedergabe aus einem Schreiben (das mir vorliegt) nicht weiter kommentieren, sondern die Bewertung – vielleicht nach einem Besuch der „Touristenfahrer“ als Besucher und Beobachter – meinen Lesern überlassen!

Für mich, als Journalist, war es jedenfalls interessant wahrzunehmen, was man für die Streckensicherung mit – soweit mir bekannt - 15 „festen“ Sportwarten als „ausreichend“ empfindet!

  • Wird ein so evtl. vorhandenes Sicherheits-Minus durch den Einsatz von Polizisten in ihrer Freizeit ausgeglichen?

Ab sofort dann auch ohne den bisherigen Geschäftsführer Mirco Markfort, dessen Ausscheiden, ziemlich kurz und schmerzlos exakt am 3. August 2021, um 10:55 Uhr vom SWR vermeldet wurde.

Nach Abwägen von „wirtschaftlicher Notwendigkeit und persönlicher Anteilnahme"?

3) Keine Katastrophe, ein Skandal: Alles im Eimer!

Nach anstrengenden Tagen, hat jeder auch Anspruch auf ein wenig Erholung. So musste dann auch mal der Chef einer Firma auf seinem – großen – Parkplatz auch mal die Mülleimer selber leeren. - Sein Hausmeister ist in Urlaub! - Er machte das – nahe dem Nürburgring – am Ende der „Touristenfahrten“ am Sonntag. - Aller Müll aus den Tonnen wanderte in einen Container. - Zum Wochenbeginn sollte alles schön sauber sein!

Umso größer war sein Erstaunen, als er am Montagmorgen einen kontrollierenden Blick auf den Parkplatz warf:

  • Bei allen dort platzierten Mülltonnen „standen die Deckel hoch“, d.h. sie stellten sich „überfüllt“ dar!

Als Geschäftsmann glaubt man nicht an Wunder, sondern man überzeugt sich davon, warum es sich aktuell so darstellt, wie es eigentlich nicht sein kann! - Gedacht, getan!

An der ersten Tonne, wie an der letzten Tonne zeigte sich, dass dort augenscheinlich nur schwarze Plastiksäcke hinein gesteckt worden waren. - „Schweinerei“, hat der Chef gedacht und sich an die Arbeit gemacht.

Er hat die Plastiksäcke heraus gezogen, ohne sie zu öffnen. Eigentlich war ihm egal welcher Müll dort enthalten war. - Es war eine Schweinerei!

Bis dass aus einem Plastiksack, der wohl beschädigt war, leere Pfandflaschen heraus kullerten. - Wer schmeißt leere Pfandflaschen in einen Mülleimer?

Um der Antwort auf diese Frage näher zu kommen, hat er in weitere Plastiksäcke geschaut. Da gab es dann Getränkeflaschen – nicht nur Wasser! - die zwar angetrunken, aber dann wieder verschraubt worden waren. Es gab auch Flaschen, die niemals geöffnet, sondern gleich in den Mülleimern gelandet waren.

Beim weiteren Überprüfen musste er zu der für ihn, für mich – auch wohl für alle Leser – unvorstellbaren Feststellung kommen:

  • Hier waren Verpflegungspakete für die Hilfskräfte bei der Ahr-Hochwasserkatastrophe entsorgt worden!

Das bestätigte sich bei den weiteren Aufräumungsarbeiten, bei denen in den Säcken nicht nur Brot, sondern auch z.B. frische Eier aus einer Lidl-Lieferung (von Hühnern aus Bodenhaltung, haltbar bis 5. August 2021) gefunden wurden.

  • Es waren tatsächlich hier offensichtlich hochwertige Lebensmittel und Getränke die mit Spenden- oder Steuergeldern zu Verpflegung von Helfern in der Not angeschafft worden waren, von diesen Helfern dann – aus welchen Gründen auch immer – kurz nach der Übergabe in Mülleimern entsorgt worden!

Für mich persönlich, der ich auch im 2. Weltkrieg schon mal hungern musste, eine unglaubliche Handlung, für die auch wohl kein normaler Mensch Verständnis aufbringen kann.

Das sind Momente, in denen man auch als Journalist hilflos seinen Informanten anstarrt, in denen einem nichts mehr einfällt. - Man ist persönlich betroffen, weil sich so etwas außerhalb des eigenen Vorstellungsbereichs ereignet hat.

Aus der Katastrophe wird so mit ziemlicher Sicherheit ein Skandal! - Aber auf einer Ebene, die man in Verbindung damit „nicht auf dem Schirm hatte“!

MK/Wilhelm Hahne
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