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Stephan Winkelmann, eigentlich mal Audi-Manager, wurde – weil es im Konzern gerade mal so passte – bevor er zum Lamborghini-Chef „befördert“ wurde, der Chef von Bugatti und machte in Interviews dann klar, wer denn eigentlich die Käufer von Bugatti-Automobilen sind. Nach seiner Aussage besitzt der durchschnittliche Bugatti-Käufer zwischen 30 und 40 Automobile. Damit sind sicherlich keine Firmen-Flotten, sondern Privat-Automobile gemeint. Natürlich hat der auch mindestens noch einen Hubschrauber, eine Yacht, einen Privat-Düse und ein paar kleine Immobilien.
Ich erinnere mich noch an 1956, als ein Groß-Bauer am Niederrhein stolz war, neben seinem Traktor noch einen VW-Käfer in der Farbe Schwarz zu besitzen, mit dem er und seine Frau dann - allerdings nur sonntags! - zur Kirche fuhren. - Aber die Zeiten sind vorbei!
Der CEO von Bugatti sagte dem weltweiten Internetdienst „motor1.com“ im Jahre 2019:
„In meinen Augen ist es ein Fehler, ein Auto wie den Bugatti Chiron nur auf seine Höchstgeschwindigkeit zu reduzieren. Denn wir sind der einzige Hersteller von Supersportwagen, der viele Dinge in einem Fahrzeug kombiniert. Normalerweise ist ein Hypercar sehr schnell und besonders im Design, aber es mangelt an Komfort. Ein Luxusauto ist das Gegenteil: komfortabel und ansprechend gestaltet, aber es fehlt die Performance. Der Chiron verbindet beide Welten miteinander. Für mich hat die Erlangung eines Weltrekords aktuell keine Priorität."
Ein tschechischer Millionär schien das im Jahre 2021 nicht zu wissen, als er nur so aus Spaß – und nach penibler Vorbereitung – mit einem Bugatti Chiron – der Komfort mit Performance verbindet, mal schnell über eine deutsche Autobahn huschte. Zu einer Zeit, bei der kein Verkehr auf der Autobahn herrschte. Er hat seine kleine morgendliche Ausfahrt – vor dem Frühstück! - nicht nur im Video für sich privat festgehalten, sondern auch andere – im Internet – daran teilhaben lassen.
Da sind dann so manche Betrachter ins Grübeln gekommen: Da war dieser Millionär doch tatsächlich mit einem straßenzugelassenen Luxus-Automobil mit echten 417 km/h über eine deutsche Autobahn gefahren! Weil das mit einem Bugatti möglich ist?
- Müsste das nicht verboten werden?
Mit Bugatti hat sich Ferdinand Piech – Gott hab ihn selig – dann wohl doch ein Denkmal gesetzt, wie die öffentliche Reaktion auf diese „Rekordfahrt“ zeigt. Dieser Bugatti Chiron wird von einem Achtliter-16-Zylinder-Motor angetrieben, der1.500 PS entwickelt. Das ist sozusagen der Dinosaurier unter den Verbrennungsmotoren. Schon der theoretische CO2-Ausstoß übersteigt pro zwei Kilometer ein Kilogramm!
Aber mit einem Bugatti Chiron kann man auch Geld verbrennen. Nicht nur beim Kauf. So ein Automobil kostet … - also so um 3,5 Millionen sollte man schon ausgeben wollen. Natürlich kann man auch mehr dafür ausgeben, denn es gibt ihn natürlich – jetzt, 112 Jahre nach der Gründung von Bugatti im elsässischen Molsheim – auch als „Individuallösung für höchste Produktpersonalisierung“, wie man bei Bugatti meint, der dann als „Bugatti Sur Mesure“ (steht für maßgeschneidert) ein paar Euro mehr kostet.
So ein Bugatti Chiron soll eigentlich – lt. technischen Daten – (abgeregelt!) 420 km/h schnell sein. Da bin ich dann schon enttäuscht, dass das Fahrzeug des tschechischen Millionärs nur 417 km/h erreichte. Aber die kleine Differenz muss wohl hingenommen werden.
Von anderen „kleinen Dingen“ wird bei Bugatti erst gar nicht gesprochen. Oder würden Sie, lieber Leser, als Bugatti-Käufer nach dem Ersatzteilpreis für Radmuttern fragen? - So ein Satz (= 20 Stück) kosten 1.000 Euro, da eine Spezialanfertigung. Wenn einem da beim Montieren mal eine weg rollt, dann ist das so, als wenn ein 50-Euro-Schein vom Wind verweht wird.
Ich möchte jetzt nicht vom Preis einer Felge sprechen, obwohl die in diesem Fall wohl auch den Verschleißteilen zuzurechnen sind, da ihre Laufzeit werksseitig auf 10.000 Kilometer begrenzt ist. Aber ich möchte schon die Reifenpreise andeuten. Michelin ist bei Bugatti „Hoflieferant“. Das Fahrzeug wird serienmäßig mit Reifen der Größe 285/35 R 20 vorne und 355/30 R 21 hinten ausgestattet. - Sie können für den Kaufpreis einen Mittelklassewagen in Zahlung geben. Die gibt es nämlich nicht bei Amazon!
- Dort aber immerhin einen „Chiron“ als Spielzeugauto für Kinder (siku 1508) für 4,99 Euro!
Motor-KRITIK hatte schon vor lange Zeit mit einer Anfrage bei Michelin geklärt:
- Der Hersteller empfiehlt in jedem Fall, die Reifen nach einer einzigen Fahrt mit Tempo 400 km/h durch einen neuen Satz zu ersetzen!
Eigentlich, wenn man nur ab und an schon mal mit 250 – 300 km/h dahin rollt, halten Felgen und Reifen rd. 10.000 Kilometer. - Maximal! - Immerhin wiegt so ein Bugatti Chiron auch rd. 2 Tonnen!
Man muss sich vorstellen, dass sich bei Höchstgeschwindigkeit die Räder über 50 Mal pro Sekunde drehen und dabei an der Lauffläche Kräfte auftreten, die etwas dem 4.000-fachen der Erdbeschleunigung entsprechen. So steigt z.B. das Gewicht des Reifenventils (18,3 g, ohne TPMS-Sensor) dann auf 55 Kilogramm an
Wenn man es sich einfach machen will, nimmt man den Sonderservice von Bugatti in Anspruch. Der Hersteller bietet für „normale“ Bugatti-Besitzer, die sicherlich bei ihrem Besitz von vielen Automobilen ihren „Chiron“ nur wenig fahren, ein jährliches Servicepaket für rd. 25.000 Euro an. - All inclusive!
Theoretisch könnte man als Besitzer eines Bugatti den Radwechsel sogar ohne weitere Ausbildung – anders als bei Hochvolt-E-Automobilen - selber vornehmen. - Aber das wäre nicht vornehm!