Geringerer Druck auf die Spitze: Nun Doppelspitze!

Am Nürburgring sind für die Saison 2022 keine auffallenden Strategieänderungen bei der Nürburgring 1927 GmbH & Co. KG zu erwarten. Gab es bei der Betreiberin des Nürburgrings bisher eine Spitze, so wurde die – weil die alte Spitze weggebrochen war – nun durch eine Doppelspitze ersetzt. Dadurch wird sich aber in der Geschäftsführung wenig ändern. Lt. Pressemitteilung ist „bewährte Philosophie“ zu erwarten. Die „Anregung“ der aktuellen Geschäftsführung erfolgt nämlich – wie vorher auch - durch einen Vertrauten des Besitzers, Viktor Martin, ein gebürtiger Russe, der sich von einem Deutschen, Michael Lemler, assistieren lässt.

Der bisherigen „Einfach-Spitze“ war wohl der Druck zu groß geworden. Damit die Druckverteilung der neuen, der Nürburgring 1927 GmbH & Co. verordneten „Doppel-Spitze“ auch bewusst wird, wird man sie nun in einem neu zu schaffenden gemeinsamen (!) Büro im 3. Stock der Nürburgring-Verwaltung residieren lassen, wo ihre Schreibtische sich dann auf dem gleichen Höhenniveau wie die der „Macher“ Michael Lemler und Viktor Martin befinden.

Diese Herren kennen sich schon viele, viele Jahre. Unter anderem aus einem gemeinsam geplanten  Großprojekt, das von der auch bestehenden Firma Lemler Projektentwicklungsgesellschaft mbH betreut wurde, die aktuell auch von Michael Lemler als Geschäftsführer geleitet wird, der in dieser Funktion seine Ehefrau ablöste.

Michael Lemler kennt also Viktor Martin schon lange und Viktor Martin kennt seinen „Chef“, den offiziell als Käufer des Nürburgrings aufgetretenen Viktor Charitonin, z.B. aus einer gemeinsam bestrittenen Mille Miglia im Jahre 2014, aber auch schon einige Zeit vorher. Sie hatten z.B. schon gemeinsam versucht, ein Großprojekt auf einem ehemaligen amerikanischen Fliegerhorst umzusetzen. Auch mit Hilfe des Herrn Lemler. Über die Anfänge dort, hatte Motor-KRITIK in 2016 – bitte HIER klicken – schon mal informiert.

Das Gelände dort ist inzwischen längst an Google verkauft, aber bis heute noch nicht bebaut. Lt. einem Pressesprecher des Konzerns aus dem Herbst 2021 gegenüber „Erlensee aktuell“ :

„Das Grundstück in Erlensee gibt uns die Möglichkeit, unsere Präsenz an Rechenzentren in Europa weiter auszubauen, wenn unser Geschäft dies erfordert.“

Bisher war es wohl nicht erforderlich! - Zurück an den Nürburgring: Dort ist Viktor Martin der eigentliche „Strippenzieher“, dem von Michael Lemler assistiert wird. Immerhin ist Viktor Martin auch Vorstand der NR Holding AG, die – nicht zufällig – in Erlensee angesiedelt ist. Beide sind Geschäftsführer in einigen anderen Nürburgring-Firmen, die der Öffentlichkeit aber weitgehend unbekannt sind. Aushängeschild ist die als Pächter des Nürburgrings ausgewiesene Nürburgring 1927 GmbH & Co KG. Deren neue Geschäftsführer sind – nun als Doppelspitze - seit dem 1. Januar 2022 offiziell:

  • Christian Stephani aus St. Johann (Eifel) und Ingo Böder aus Leimbach (Eifel)

Beide werden in Zukunft durch die Herren Martin und Lemler „gesteuert werden“. Die Herren der „Doppelspitze“ werden dagegen von der Regionalpresse als „die beiden neuen Ring-Bosse“ empfunden („Trierischer Volksfreund“).

Die „Bosse“ standen Ende Januar der Regionalpresse zu einem Interview zur Verfügung. Stephani hat bisher als Geschäftsführer der VLN VV GmbH & Co. KG  bewiesen, dass er die Langstreckenserie VLN/NLS, die für die Rennstrecke Nürburgring von großer Bedeutung ist, nicht nach vorne bringen konnte. - Er hat sie auch nicht verstanden. - Es ging dort bergab, wie durch sinkenden Starterzahlen nachweisbar!

Ingo Böder ist ein – in einer anderen Firma – erfolgreicher Event-Manager gewesen und hat nach eigenen Aussagen „schon mindestens 20 Ideen im Kopf“. Aber zunächst werden beide Herren mal die Pläne der anderen Herren aus dem 3. Stock umsetzen müssen, wie z.B. - und unter anderem:

  • Bau von 30 Garagen im Bereich der alten Nürburgring-Zufahrt in Breidscheid
  • Abriss der Tribüne 13 und Bau eines neuen Luxus-Hotels

Und es wartet noch die Lösung von weiteren Aufgaben auf die neue „Doppelspitze“, die leider zum Teil unlösbar sind. Beide teilen sich zwar die Themengebiete der Aufgaben, die mit der operativen Umsetzung der normalen Verwaltung einer Rennstrecke verbunden sind. Es fehlt ihnen in der Praxis aber die früher - z.B. im Falle Böder - durch Herrn Manfred Strack vorhandene notwendige Verzahnung mit dem direkten – auch behördlichen – Umfeld . Da nutzen dann auch keine bedeutenden Titel auf einer Visitenkarte und auch nicht, dass beide aus der Region kommen.

Das Ende der „Doppelspitze“ ist für Motor-KRITIK schon absehbar, da z.B. ein Viktor Martin kein „Papa Gnädig“ ist. Als guter Automechaniker kennt er nur zwei Versionen: Funktioniert oder funktioniert nicht!

In fünf Jahren wird der Nürburgring 100 Jahre alt! Für mich ist vorhersehbar, dass die dann sicherlich geplante Feier „unter neuer Leitung“ – nicht mehr in der jetzigen Zusammensetzung mit einer „Doppelspitze“ stattfinden wird.

Eine „Doppelspitze“ ist selbst in der Politik nur eine Notlösung, hat manchmal auch Alibi-Funktion. In der Wirtschaft ist sie wenig effektiv, selbst wenn sie – wie in diesem Fall – aus dem Hintergrund von einer Person gesteuert und befeuert wird!

MK/Wilhelm Hahne

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