Zwei Jahre bevor ich auf der Suzuki-eigenen Strecke „Ryuyo“ bei Hamamatsu die 1979 aktuellen Suzuki-Motorräder testen konnte, hatte ich den Suzuki 540 Four-wheel-drive, einen kleinen Freizeit-Jeep auf Gran Canaria kennen gelernt. Vorher hatte ich nicht bewusst wahrgenommen, dass Suzuki auch Automobile fertigte.
Bevor ich in Japan war, habe ich auch nicht gewusst, dass Suzuki der zweithäufigste Namen in Japan ist. Es ist ein Name, bei dem die Aussprache wichtiger als die Bedeutung der Schriftzeichen ist. Ich war auch überrascht zu erfahren, dass es erst seit 1875 in Japan Nachnamen gibt, die man übrigens immer vor dem Vornamen nennt. So sind sie auch auf den Visitenkarten zu lesen, die in Japan eine besondere Bedeutung haben.
Der Name Suzuki ist in Japan so häufig wie der Name Schmidt in Deutschland, der hier auch auf Platz zwei – nach Müller – rangiert. Aber nur so lange, wie man Schmitt (mit „tt“) nicht dazu rechnet. Der Firmengründer von Suzuki, einer Firma, die wir inzwischen als Motorrad- und Automobilhersteller kennen, wurde 12 Jahre nach der Einführung von Nachnamen in Hamamatsu geboren, war gelernter Zimmermann, hatte aber schon bei seinem Lehrherrn den Bau von Webstühlen gelernt, als der sein ursprüngliches Handwerk „an den Nagel hängte“.
Michio Suzuki war der Sohn eines Baumwollpflanzers; da war es zumindest logisch, dass er zunächst einen pedalgetriebenen Webstuhl entwarf und sich dann selbstständig machte. Sein Webstuhl war zehn Mal schneller als die bisher bekannten Webstühle. Darum verkauften sie sich auch glänzend.
Es war ein langer, aber immer erfolgreicher Weg, der nicht nur von ausgezeichneten und besonderen Motorrädern – wie die Suzuki RE 5 mit Wankelmotor - gesäumt war, sondern auch von besonderen Automobilen. Dazu gehört jetzt in 2021 der Suzuki Jimny, ein kleiner Allradgeländewagen, der nun in diesem Jahr als „leichtes Nutzfahrzeug“ (zweisitzig) importiert wird und nach dem die Nachfrage größer ist als die Liefermöglichkeit.
Dieser Geländewagen hatte vor rd. 45 Jahren schon einen kleinen Vorgänger, den Suzuki 540 Four-wheel-drive, der aber niemals nach Deutschland importiert wurde und den ich als Journalist im Jahre 1977 auf Gran Canaria entdeckte. Dort wurde er zum Preis von umgerechnet – damals – 8.000 Mark verkauft, war ziemlich spartanisch ausgestattet (z.B. ohne Heizung) aber ein toller Freizeit-Geländewagen, der eine Menge Fahrspaß bereitete.
Er wurde von einem kleinen Dreizylinder-Zweitaktmotor mit nur 539 ccm Hubraum angetrieben, einem Vergasermotor, der aber schon eine Getrenntschmierung aufwies. Bei dem wurde das Öl nicht etwa schon im Ansaugtrakt beigemischt, sondern über spezielle Leitungen wohldosiert den richtigen Stellen zugeführt. Der Vergaser leitete das Benzin/Luftgemisch direkt ins Kurbelgehäuse.
Das Fahrzeug wurde – auf Gran Canaria – offen gefahren, hatte aber eigentlich auch ein Verdeck und aus dem gleichen Material „Türen“, die man unter Zuhilfenahme eines Zehner-Schlüssels aushängen konnte. Man saß so als Fahrer praktisch im Freien auf leichten, einfachen Kunstledersitzen, war nur mit einem Beckengurt gesichert, um bei gewagten Manövern im Gelände nicht aus dem Auto zu fallen. Ein starker, hoher Rahmen für die Windschutzscheibe sollte – im Fall eines Falles – wohl als Überschlagbügel dienen.
Bis etwa 80 km/h beschleunigte der kleine Allrad-Jeep ganz rasant, aber er war wohl auch mehr fürs Gelände gedacht. Das Fahrwerk bestand aus zwei Starrachsen, die an kräftigen Längstraversen aufgehängt waren. - Gelobt sei, was hart macht! - Ich bin mit ihm durch losen Sand, über Schotterwege im Umfeld des Roque Nubio (1813 m) im Norden der Insel gefahren, Wege die z.T. dicht von Feigenkakteen gesäumt sind. Den Suzuki 540 haben auch tiefe Wasserdurchfahrten nicht gestört. - Alles mit zugeschaltetem Allradantrieb natürlich, bei dem sich – über einen zweiten Schalthebel – sogar die Gesamtübersetzung ändern ließ.
Diesen tollen Suzuki Freizeit-Jeep konnte man auf Gran Canaria für 35 – 40 Mark – je nach Vermieter – bei unbegrenzter Kilometerzahl pro Tag mieten. - Ein billiger Freizeit-Spaß? - Nun ja, bei meiner Fahrweise hat dieser, kleine, harte aber wendige Suzuki Geländewagen damals 12,6 Liter Benzin pro 100 Kilometer geschluckt.
Es war sein Zweitaktmotor, der den Import nach Deutschland schon damals unmöglich machte. Die Abgaswerte dieses kleinen Suzuki hätten nur mit größerem finanziellen Aufwand den deutschen Bestimmungen angepasst werden können. Für mich war dieser Suzuki eine tolle Erinnerung an die 3=6-Philosophie der Auto-Union in den 50ern.
Aber 1977 war der Run auf einen Allrad-Geländewagen in unserem Land auch nicht so groß, wie 2021 auf den neuen Suzuki Jimny, der inzwischen – auch aus Abgasgründen (?) - zum leichten Nutzfahrzeug (Lkw) geworden ist und für den es bei den deutschen Suzuki-Händlern Wartelisten gibt! - Obwohl er inzwischen das rd. dreifache in Euro kostet, als damals in Mark auf Gran Canaria.
Jetzt aber mit „tout confort“! - Und den – bei uns - üblichen Marketing-Zuschlägen für bestimmte Farben!
MK/Wilhelm Hahne