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Akio Toyoda, der jetzige „President“ - oder wie man in Deutschland sagt – Vorstandsvorsitzende von Toyota in Japan hat eine gute Einstellung zu „seiner“ Marke, aber auch zu seinen Fähigkeiten, die er realistisch einschätzt. Wenn er in 2012 schon mal in einem „seiner“ Automobile ein Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife mitfuhr, dann nur, um sich einen Eindruck zu verschaffen. „Zum Rennfahren verpflichte ich Rennfahrer“, ist seine Einstellung und er klopfte schon mal in der Eifel einem dieser Rennfahrer dann auf die Schulter um zu ergänzen: „Dafür habe ich euch ja.“ - Toyota Deutschland ist da schon deutscher. Der Wert eines Motor-Journalisten misst sich da offensichtlich an seiner Visitenkarte, nicht an seinen Qualitäten als „Fachmann“. Gut ist, wer einen Verlag vertritt, für den Toyota auch ein guter Anzeigenkunde ist. Das garantiert mit hoher Wahrscheinlichkeit eine „positive Presse“. Andere Motor-Journalisten müssen sich anders qualifizieren. - Motor-KRITIK ist da durchs Raster gefallen: Es gibt keinen Toyota-Testwagen.
Motor-Journalisten: Von Toyota geprüft!
Eigentlich habe ich es einfach nur als richtig empfunden, den Lesern von Motor-KRITIK mal einen Eindruck von einem Sportwagen zu vermitteln, der weniger als die Hälfte des billigsten Porsche-Sportwagens kostet. Leider kann ich schon aus Zeitgründen nicht alle Neuerscheinungen fahren und versuchen, aufgrund der erfühlten Eigenschaften dann das Fahrzeug bestimmten Käufergruppen zuordnen und entsprechend beschreiben. - Was anderswo häufig nicht erfolgt. Man beschränkt sich auf kleine Korrekturen gegenüber den Prospektangaben. Die werden von Agenturen entwickelt, deren Texter oft z.T. zeitgleich Texte für Waschpulver, Hundefutter oder andere wichtige Konsumartikel erstellen müssen. Elegante, moderne Texte – sehr oft in geschmackvollen Worthülsen.
Ich habe allerdings bei meiner Anfrage bei Toyota einen – offenbar – bedeutenden Fehler gemacht. Ich kopiere Ihnen mal die Stelle ein, die einen Teil meiner E-mail vom 5. August bildete:
„...Könnten Sie mir für die übliche Dauer von 14 Tagen einen GT 86 zu Testzwecken zur Verfügung stellen? (Fahrzeug wird abgeholt und zurückgebracht; ich trage auch die Benzinkosten. ...“
Schon am 14. August erhielt ich Antwort, in der es u.a. hieß:
„...bitte teilen Sie uns mit für welches Medium der Test durchgeführt werden soll und nennen uns ein paar Daten dazu.
Wir werden Ihre Anfrage dann gerne prüfen. ...“
Ich bin immer für einen kleinen Spaß zu haben, mache selbst auch gerne Spaß und habe darum am 15. August u.a. folgende Anmerkungen und ein „paar Daten“ (wie gewünscht) auf den Weg gebracht:
„...Ich bin beeindruckt. Toyota hat sich entwickelt. Es tut mir leid, dass ich Sie nicht darauf aufmerksam gemacht habe, dass man das "motor-kritik" hinter "info" auch "googlen" kann. Ich habe das gerade gemacht: 5.280.000 Ergebnisse in 0,12 Sekunden zum Vergleich: auto motor und sport: 2.760.000 Ergebnisse in 0,19 Sekunden Nun prüfen Sie bitte. ...“
In Köln hat man darüber wohl nicht lachen können. (Es war auch gerade kein Karneval!) So habe ich dann am 19. August erfahren dürfen:
„...nach Prüfung der Daten können wir Ihnen leider keinen Testwagen zur Verfügung stellen. Herzlich bitten wir um Ihr Verständnis. ...“
Meine Antwort darauf lasse ich hier fehlen. Ich habe dabei „Auto-Bild“ (s.u.) zitiert.
Was ich da nicht wissen konnte ist, dass auch Motor-Journalisten die für Produkte von „Auto-Bild“ arbeiten, einer gnadenlosen Prüfung durch Toyota unterzogen werden.
Da war z.B. Toni Schmidt (ein Sohn von Tuner Konrad Schmidt) für „AUTO BILD MOTORSPORT“ am Steuer eines Toyota GT 86-Werkswagens am 26. Oktober beim letzten Lauf zur Deutschen Langstreckenmeisterschaft auf dem Nürburgring unterwegs. Da mit der richtigen Visitenkarte angetreten, hat man den jungen Mann zwar fahren lassen, aber nur ganz wenige Runden am Ende des Rennens, weil er offensichtlich gut und „schnell“ über Automobile schreiben, aber weniger schnell mit ihnen fahren kann.
Obwohl man von ihm in dem Axel Springer-Fachblatt „Auto-Bild“ z.B. in der Fachbeilage zu Heft 43 einen „Tracktest“ über einen Formel 3 (ab Seite 12) lesen konnte. - Auch dank Visitenkarte?
Am Nürburgring schaffte es Toni Schmidt immerhin, den Toyota-Werkswagen von Platz 1 in der Klasse in wenigen Runden auf Platz 2 zu bringen. Dazu genügte es, dass er rd. 1 min pro Runde langsamer fuhr als sein Teamkollege. Er hatte aber das Fahrzeug auch nur mit rd. 3 min Vorsprung vor dem Zweiten übernommen. - Da muss man dann schon sehr benzinsparend unterwegs sein. Das ist dann auch in jedem Fall „nachhaltig“. - Nur in einem Rennen weniger angebracht.
Immerhin kann der „Kollege“ Schmidt jetzt von sich behaupten, dass seine Fähigkeiten von Toyota überprüft und akzeptiert wurden. Das Ergebnis ist jetzt in Heft 45 von „Auto-Bild“ (in der Motorsport-Beilage vom 8.11.2013) zu lesen. Da steht unter „Viele Laute News“ etwas über die „Toyota Motorsport GmbH“ und „Die 14 Freiwilligen“ geschrieben, die“in der Freizeit einen Toyota GT86: für die Klasse V3 (Produktionswagen mit 1,8 bis 2 Liter Hubraum“ vorbereiten. Und „Auto Bild Motorsport“ vermeldet:
„Die Ergebnisse: Ein Klassensieg und drei zweite Plätze fuhr Stammpilot Moritz Oestereich mit wechselnden zweiten Fahrern ein.“
Gut gemacht und auf dem Foto im Hintergrund geblieben. So musste Toni Schmidt auch nicht vermelden, dass er für einen von den drei zweiten Plätzen verantwortlich ist. Wäre er schneller gefahren, hätte man einen weiteren Klassensieg erreichen können.
Übrigens kann der Toyota GT 86, ein wirklich interessanter Sportwagen mit Heckantrieb, inzwischen für deutlich weniger als der Listenpreis beim Handel gekauft werden. „Auto-Bild“ informierte schon am 16. August 2013 auf Seite 76, dass dieses interessante Fahrzeug inzwischen mit einem Nachlass von 4.019,00 € (=13,2 Prozent) gegenüber dem Listenpreis gehandelt wird. Mit einem solchen Nachlass gehört der Toyota GT 86 so zu den "15 Sportwagen-Schnäppchen" in Deutschland. - Meint „Auto-Bild“. -
Bei einem solchen Preis braucht Toyota dann natürlich auch keinen Test mehr. Darum hat Toni Schmidt wohl auch nicht über seine Fahreindrücke geschrieben, obwohl er damit beweisen könnte, dass mit einem solchen Sportwagen auch jeder unerfahrene oder untalentierte Autofahrer zurecht kommt.
Der „Werkswagen“ bot übrigens noch folgende zusätzliche Schwierigkeiten: Er war rechtsgesteuert und auch die Hebel für Wischer und Blinker waren „anders herum“. Unter diesen erschwerten Bedingungen fuhr Toni Schmidt in seiner schnellsten Runde nur um gut 8 Prozent langsamer als sein Teamkollege in seiner schnellsten Runde. - Da liegt noch Potential brach.
Gut, dass es eine Toyota-Prüfung für Motor-Journalisten gibt.
Toni Schmidt ist noch jung und noch lernfähig. Und wenn man bei Toyota gnädig ist, darf er dann im nächsten Jahr vielleicht schon 6 Runden an einem Stück fahren. - Aber nur, weil er aus dem Axel Springer-Verlag kommt, dem Verlag mit den scharfen Redaktions-Leitlinien.
Visitenkarte genügt!
MKWilhelm Hahne
PS: Und demnächst gibt’s dann auf diesen Seiten einen Fahrbericht über den Porsche Cayman in seiner“schwächsten“ Version zu lesen. (Nur für Abonnenten! - Wenn Sie noch keiner sind: Direkt von diesen Seiten aus können Sie abonnieren. - s. rechte Spalte) - Porsche schätzt seine Automobile wohl als so perfekt ein, dass man es sich sogar erlauben kann, Motor-KRITIK einen Testwagen zur Verfügung zu stellen. - Obwohl auch in diesem Fall die Testkosten (Benzin usw.) von Motor-KRITIK getragen werden. - Dabei hat Motor-KRITIK noch nicht einmal ein Redaktions-Statut bzw. Leitlinien der journalistischen Unabhängigkeit formuliert. - Aber jeder Hersteller weiß Bescheid. - Auch Toyota.