Unsere alte – seit gestern zum vierten Mal neue - Bundeskanzlerin, Angela Merkel, beanstandet, dass
„14 Prozent der Bevölkerung sogenannte funktionale Analphabeten“
seien, dass sie eine Leseschwäche aufweisen, die nach ihrer Auffassung u.a. darin begründet ist,
„dass manch einer nach der Schule überhaupt nicht mehr gelesen hat“.
Sie empfindet, dass Lesen „sehr, sehr wichtig“ sei.
Das war vor der Leipziger Buchmesse, die heute ihre Tore öffnet.
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Wird Frau Merkel vor der nächsten IAA bedauern müssen, dass eine große Zahl von Autofahrern inzwischen das Autofahren verlernt hat?
Der Mensch wird durch die Industrie – die natürlich daran verdient – geradezu angeregt, eigentlich vorhandene Grundfertigkeiten nicht mehr zu trainieren und z.B. digitale Hilfen in Anspruch zu nehmen. - Beim Autofahren zum Beispiel.
Das soll schließlich dazu führen, dass niemand mehr das Autofahren erlernen muss. Weil man mit „autonomen Automobilen“ Verkehrstote vermeiden will, weil so – sagen die „Nachsager“ – menschliche Fehler ausgeschlossen sind. - ??? -
Werden im Hinblick auf das so mögliche „qualitatives Wachstum“ (= Steigerung der Gewinnmargen) dann die Selbstmordrate, die Unfälle im Haushalt, die „unnötigen“ Toten durch Sepsis usw. vergessen sein?
Vielleicht muss man später auch das Schreiben nicht mehr erlernen, weil doch alle digitalen Hilfen dann auf Sprachbefehle reagieren. Aber alle diese Hilfen sind nicht so perfekt wie ein trainierter Mensch. Der „Siri“-Mitgründer Norman Winarsky muss aktuell z.B. ein wenig enttäuscht feststellen:
Apple suche wahrscheinlich “nach einem Level an Perfektion, das sie nicht erreichen können”.
Dass der Mensch bei dem Einsatz vieler „digitalen Hilfen“ u.a. seine – durchaus vorhandenen – feinmotorischen Anlagen nicht mehr trainiert, dass sie verkümmern, das kümmert jene kaum, die die Entwicklung der digitalen Welt als bedeutenden Fortschritt empfinden. - Vielleicht haben sie inzwischen schon das Denken verlernt.
Der moderne Mensch trainiert nicht mehr sein Gehirn, sondern hat ein Abo im Fitnesstudio! - Bauchmuskeltraining ist wichtig!
Man vertraut der „künstlichen Intelligenz“ in Zukunft wahrscheinlich so, dass man damit die eigenen Entscheidungen kontrollieren lässt. Wirklich intelligent müssen dann nur jene sein, die dazu die richtigen Algorithmen entwickeln. - Aber kann man denen immer trauen?
Das Leben besteht nicht nur aus Lernen und Üben, sondern die wirklichen Könner in den jeweiligen Fachgebieten bringen auch noch ihre Erfahrung ein. Nur einfältige Politiker „schauen immer nach vorne“. - Intelligente Menschen lernen auch rückblickend noch aus ihren eigenen Fehlern. - Billiger natürlich aus den Fehlern der anderen!
Aber es sollten irgendwann dann schon keine menschlichen Fehler mehr möglich sein, weil der Mensch in seinem dann erreichten Stadium der Primitivität nicht mehr in der Lage sein wird welche zu machen.
Na klar! - Wir hören doch heute schon als Entschuldigung für „dumme Fehler“:
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Der Computer hat versagt!
Vielleicht sollten wir es wirklich noch mal mit Lernen, Üben und dem Reflektieren über gemachte Fehler versuchen. Wir werden dadurch sicher nicht intelligenter, aber haben dann vielleicht bei notwendigen Entscheidungen zumindest „ein gutes Bauchgefühl“.
Und das Fahren von „richtigen Automobilen“ - ohne digitale Hilfen - macht dann auch wieder richtig Spaß!
MK/Wilhelm Hahne