„#StayAtHome“: Man hätte sich daran halten sollen!

Corona öffnet ein wenig die Tür. Da stellen die SimRacer - schwupp – den Fuß dazwischen. Am Frühlingsanfang machte man den Anfang mit einem VLN-Rennen, das „live“ virtuell auf der Nürburgring-Nordschleife stattfand und im Internet zu verfolgen war. - Kostenlos! - Es waren keine Parkgebühren fällig. Es gab auch keine Bratwurst. - Aber es wurden ein paar kleine Einnahmen generiert. Über die eingeschobene Werbung zum Beispiel. - Diese virtuelle Vorführung war deshalb von Interesse, weil nun auch die Formel 1 ihre Fans mit einem Video-Spiel - „F1 2019“ vom Entwicklerstudio „Codemasters“ - über den Ausfall der ersten WM-Läufe der Saison 2020 hinweg trösten möchte. Auch dort sollen – wie am Samstag bei der VLN – neben begabten SimRacern, „echte Rennfahrer“ am Lenkrad der Konsolen drehen. Motor-KRITIK hat sich die VLN-Vorstellung – von der Organisation der „Nürburgring Langstrecken-Serie“ in kürzester Zeit aus dem Bodem gestampft – interessiert angeschaut und hat – so meine ich – interessante Erkenntnisse gewonnen. - Eine nicht unwichtige davon ist:

„#StayAtHome“: Man hätte sich daran halten sollen!

Bevor es zu dem Vier-Stunden-Rennen im Internet kam, gab es in den depressiven Corona-Zeiten eine aufmunternde Zwei-Stunden-Unterhaltung. Die Herren Olli Martini und Patrick Simon nahmen nicht nur kurz vor der Sendung noch „einen Schluck aus der Pulle“, sondern erzählten auch aus dem reichen Schatz ihrer Erfahrungen. Die waren überwiegend lustig und gar nicht virtuell.

Besonders eindrucksvoll war das reale Geständnis des Olli Martini:

„Ich will authentisch bleiben! - Ich kann kein Hochdeutsch!“

Es war sozusagen das Kontrastprogramm zur folgenden virtuellen Darstellung eines VLN-Laufes, der natürlich zur „Nürburgring Langstrecken-Serie“ (nur echt mit dem „schmutzigen Löffel“) zählt. Zu diesem Oberbegriff passte dann das folgende Vier-Stunden-Spiel für Erwachsene – und solche die jung bleiben wollen – sehr gut.

Selbst die Nürburgring-Nordschleife gab sich jugendlich. Sie wirkte ohne FIA-Zäune richtig frisch. Es gab auch keine Wetter-Unbilden! - So konnte dieser VLN-Lauf auch störungsfrei abgewickelt werden.

  • Die Rundenzeiten wurden auch nicht durch „Code 60“-Zonen getrübt. Der Sieger fuhr seine schnellste Runde im Anfang mit 7:47,4 min, seine letzte Runde in bemerkenswerten 7:55,11min. Insgesamt legte er in den 4 Stunden Renndauer exakt 30 Runden zurück, was die besten realen VLN-Leistungen um zwei Runden übertrifft!

Das ist kein Wunder! - Schließlich wurden die SP9 weder durch Boxen-Mindeststandzeiten eingebremst, noch durch eine – wirklich überzogene und überflüssige - „BoP“behindert.

Obwohl es auch in der virtuellen VLN-Welt eine „BoP“ gab. Die wurde dadurch dargestellt, dass man die Tankkapazität – virtuell – unterschiedlich zuordnete. - Eine Anregung für den DMSB?

Auch die Fahrer konnten unbeschwert fahren. Sie waren noch nicht einmal durch ein Nürburgring-Permit-Nordschleife belastet, saßen irgendwo daheim in hoffentlich gut beheizten – und belüfteten – Wohnungen. Während sie virtuell auf der Nürburgring-Nordschleife  - real bis zum 20. April geschlossen! -  z.B. auf der langen „Döttinger Höhe“ - unterwegs waren, hätten sie – rein  theoretisch – unbeobachtet die Gelegenheit gehabt, mal einen kleinen Schluck Sekt zur Anregung des Kreislaufs zu sich nehmen zu können. - Rauchen ist nämlich auch bei virtuellen Rennen (SimRacing) verboten!

In der Realität – bei einem VLN-Lauf – wäre so etwas praktisch nicht möglich! - In der Realität wurde aber schon mal das Rauchen am Steuer eines Fahrzeugs während eines 24h-Rennens verboten!

Dafür spritzt man am Ende eines realen VLN-Laufes heute mit Sekt. - Das war den Siegern beim virtuellen Rennen nicht vergönnt. - Aber ich bin ganz sicher: Die Sieger haben sich auch „ohne“ richtig gefreut! - Sie fuhren auch auf einem Fabrikat, dessen Hersteller davon träumt, in der Formel 1 auch mal so einen Erfolg einzufahren, wie das heute den zwei gestarteten Ferrari-Teams gelang: Platz 1 und Platz 3 im Gesamtergebnis.

  • Würde das in der Formel 1 passieren, würden in Modena die Kirchenglocken läuten!

Interessant war für mich, die Entwicklung der Zuschauerzahlen über die Zeit des Vier-Stunden-Rennens in virtueller Form zu verfolgen. Ich bin erst darauf gekommen, als nach dem Start bei meinem Computer Störungen auftraten. Es gab kurze Unterbrechungen, weil der Computer „nachladen musste“!

Mir wurde über diese Entwicklung, die ich direkt ab 11 Uhr (nicht 11:11 Uhr!) nicht registriert hatte dann klar, dass wohl beim Veranstalter ein Server deutlich überfordert war. Ich hatte vorher überpüft, dass meine W-Lan-Verbindung OK war.

So kann ich denn hier folgend die Zuschauer-Entwicklung darstellen, die ich zahlenmäßig in die richtige Richtung auf- oder abgerundet habe:

Zuschauerzahl im Internet nach 1,0 Stunden 2.800
                                           nach 1,5 Stunden 2.600
                                           nach 2,0 Stunden 1.600
                                           nach 2,5 Stunden 1.400
                                           nach 3.0 Stunden 1.350                                          
                                           nach 3,5 Stunden 1.900
                                           nach 4.0 Stunden 1.950

Ich hoffe, dass ich damit dem Veranstalter dieses Internet-Spektakels und auch den Ausführenden einen Hinweis dafür geben kann, dass man virtuelle Rennen in der Ausführung – gerade wenn es sich um Langstreckenrennen handelt – ein wenig anders darbieten muss.

Man könnte doch vielleicht in den „schwachen Stunden“ eines virtuellen Motorsport-Ereignisses noch mal ein paar „Nicht-Fachleute“ ein paar lustige Episoden aus der Vergangenheit einschieben lassen, denn von dieser Art des virtuellen Motorsports…

„...da haben wir beide keine Ahnung von...“

wie Olli Martini überzeugend im Vorprogramm zu diesem „Rennen“ äußerte.

Ich bin nach diesem Erleben einer neuen Art von Motorsport, die selbst vom DMSB als „echt“ empfunden wird, der Meinung:

  • Besser SimRacing als Corona! - Obwohl ich auf Beides verzichten könnte!

Nun bin ich auf das offizielle Videospiel der „2019 FIA Formula One World Championchip“ gespannt!

Der Hersteller wirbt so:

„Der Bolide, der im Mehrspieler-Modus eingesetzt werden kann, entspricht den Regeln der Saison 2019 und steht mit einer Vielzahl unterschiedlicher Design-Optionen zur Verfügung, die den Spielern einen völlig neuen Level der Personalisierung eröffnen.“

Jeder Interessierte kann dieses F1-Spiel zum Preis von knapp unter 30 Euro erstehen. Der Spiele-Verkäufer empfiehlt:

„Nehmen Sie alle Herausforderung der diesjährigen Saison an und gewinnen Sie die Weltmeisterschaft!

Ich persönlich war am Samstag nicht mit meiner Frau zum Einkaufen im Supermarkt unterwegs und habe mich dafür journalistisch über viele Stunden um einen Ersatz-VLN-Lauf bemüht, der unter dem „Schirm“ einer Organisation veranstaltet wurde, die mit „VLN VV GmbH & Co. KG“ bezeichnet ist.

Das zweimal „V“ im Firmen-Titel bedeutet in diesem Fall nicht zweimal „Victoria“ (= zweimal „Sieg“), sondern „Vermarktungs- und Veranstaltungsgesellschaft“!

MK/Wilhelm Hahne
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