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Als ich heute am frühen Morgen einen Blick ins Presseportal der Polizei warf, ist mir gleich aufgefallen, dass da etwas fehlen musste. Da wurde unter „Aktuelle Meldungen aus Adenau“ informiert: „Radschrauben gelöst/Zeugen gesucht“ oder „Babykatze im Motorraum gefangen – Rettungsaktion geglückt“. - Da ich aber am Pfingstsonntag schon einen ungewöhnlich regen Hubschrauberverkehr registriert hatte, habe ich – wie das meine Art ist – zunächst im direkten Umfeld des Nürburgrings mit der Recherche begonnen. Da hatte dann ein junger Radfahrer einen gelben Abschleppwagen mit einem Totalschaden - „das war mehr ein Blechhaufen“ - auf der normalen Straße in Richtung Adenau gesehen, da wurde mir von einem Anwohner berichtet, dass er sogar einen Polizeihubschrauber registriert hätte. - So langsam formte sich dann daraus das Bild von einem Unfall, der sicherlich größere Bedeutung haben musste, als das Leben einer Babykatze, die aus ihrem Unfall hoffentlich für‘s Leben gelernt hat. - Ich habe darum die Polizei in Adenau direkt angeschrieben.
„Touristenverkehr“: Bilanz des Pfingstwochenendes!
Gegen 9:55 Uhr erhielt ich dann schon die Information von der PI Adenau, dass man noch bei der Zusammenstellung der Bilanz des Wochenendes wäre, die ich dann noch am Vormittag dem Presseportal entnehmen könne. - Weil für mich der Vormittag um 12 Uhr mittags endet, habe ich schon 15 Minuten vorher mal ins Internet geschaut:
„Zu Ihrer Suche nach Bilanz Pfingstwochenende PI Adenau konnten wir keine passenden Meldungen finden.“
Also habe ich schon mal weiter recherchiert. Gut, dass ich das getan habe, denn sonst hätte ich wahrscheinlich niemals erfahren, dass der Geschäftsführer der Nürburgring 1927 GmbH & Co. KG betriebsintern eine „Suchaktion“ eingeleitet hat, die in ihm den wichtigsten Mann hat:
- Es müssen dringend die „undichten Stellen“ beseitigt werden, die im Extremfall dazu führen, dass ein Journalist wie Wilhelm Hahne eher über betriebsinterne Fakten – also auch Unfälle im Touristenfahrer-Verkehr auf der Nordschleife – informiert ist, als er als Geschäftsführer.
Seine abgleichenden Untersuchungen haben inzwischen bereits zwei „Problembereiche“ ausgemacht:
1) Personalrat
2) Streckensicherheit
Diese „undichten Stellen“ sollen nun in den nächsten Wochen „abgedichtet“ werden! - Schon vorher hatte man auf seine Anweisung hin die Fotografen und Videofilmer an der Nordschleife angewiesen, keinerlei Unfallfotos oder Videos zu veröffentlichen und mit drakonischen Strafen gedroht.
So hat mich Herr Mirco Markfort erst darauf aufmerksam gemacht, dass ich über einige – eigentlich wichtige Details z.B. zum „Problemkreis 2“ meinen Lesern noch gar nicht berichtet habe.
Nachdem man mit einer Genehmigung der Kreisverwaltung Ahrweiler die „Touristenfahrten“ wieder eröffnet hatte, hat man zunächst auf den Einsatz von „Aushilfskräften“ - die aber alle für diesen Einsatz speziell ausgebildet waren – verzichtet, sie quasi „entlassen“.
Man hat dann aber sehr schnell feststellen müssen, dass man mit dieser „Sparmaßnahme“ evtl. Probleme bekommen würde. So sind aktuell nun wieder die „bewährten Kräfte“ im Einsatz, die sich z.T. aus den gut ausgebildeten Beamten der Polizei rekrutieren. - Die waren also auch über Pfingsten im Einsatz. - Da die Polizei auch zur Unfallaufnahme bei Unfällen auf der Nürburgring-Nordschleife offiziell hinzu gerufen wird, musste man also auch über den von bei meiner Anfrage in den Vordergrund gestellten Unfall von Pfingstsonntag – nachmittags – eigentlich gut und detailliert informiert sein.
Selbst die Aussage des jungen Radfahrers vermittelte mir die Information, dass die Polizei die Sicherstellung des Unfallwagens veranlasst hatte. Das passiert nur in besonderen Fällen!
Einen Polizei-Hubschrauber werden die Beamten vor Ort auch nicht bei einem kleinen Auffahrunfall zur Nürburgring-Nordschleife einfliegen lassen. - Das „kostet teuer“!
Wie ich recherchieren konnte, kam der Polizeihubschrauber vom Standort Koblenz-Winningen, wo zwei Hubschrauber vom Typ Airbus Helicopter EC 135 stationiert sind, die nicht nur mit Wärmebildkameras, sondern auch mit normalem fotografischen Gerät ausgestattet sind.
Inzwischen hatte ich auch den Unfallort lokalisiert, der von einem dieser Polizeihubschrauber dokumentarisch, fotografisch festgehalten wurde. - Also wohl schon „eine größere Sache“!
Um 12:15 Uhr war im Presseportal der Polizei noch nichts dazu zu finden. Da habe ich schon mal für meine Leser einen Kartenausschnitt fertig gestellt, damit sie eine Vorstellung davon haben, wo – und wahrscheinlich bei welcher Geschwindigkeit – der Unfall erfolgte.
Die Unfallstelle ist das „Bellof S“ und ist – wenn man die Nordschleife mit einem normalen Mittelklassewagen befährt – die zweitschnellste Stelle auf der Nordschleife. Erklärung: Die lange Gerade „Döttinger Höhe“ führt überwiegend bergauf und ist darum für ein normales Automobil nicht das schnellste Stück der Strecke. Das ist jener Abschnitt, der hinunter zum „Schwedenkreuz“ führt und wird im Hinblick auf dieses Kriterium direkt gefolgt vom Streckenabschnitt „Pflanzgarten“. Man kommt dort über den „großen Sprunghügel“, fällt hinunter ins „Loch“ und passiert dann sehr dynamisch die Passage „Bellof S“.
Inzwischen war es beim Machen und Schreiben 12:31 Uhr geworden und ich bin dann dann im Presseportal auf den Teil der Meldung gestoßen, der schon um 12:16 Uhr eingestellt worden war und den ich nachstehend einkopiere:
„Überschlag/Fahrer u. Beifahrerin schwerverletzt Zeit/Ort: 31.05.2020, 15.36 Uhr, 53518 Herschbroich, Nordschleife des Nürburgrings, Streckenabschnitt: Stefan-Bellof-S. Ein 26-jähriger britischer Staatsbürger befuhr mit seinem Pkw/BMW die Nordschleife des Nürburgrings. Im Streckenabschnitt Stefan-Bellof-S, ausgangs einer Linkskurve verlor er die Kontrolle über sein Fahrzeug. Er kam nach rechts von der Fahrbahn ab und prallte gegen die dortige Dreifach-Leitplanke. Anschließend schleuderte er quer über die Rennstrecke, prallte gegen die dortige Dreifach-Leitplanke. Der Fahrer konnte das Fahrzeug schwerverletzt verlassen. Die Beifahrerin wurde im Fahrzeug eingeklemmt und konnte durch die Feuerwehr Adenau aus dem Fahrzeug befreit werden. Nach Erstversorgung erfolgte eine Einlieferung des Fahrers mittels Rettungshubschrauber in eine Uni-Klinik. Seine Beifahrerin wurde durch einen weiteren Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus geflogen. Bei ihr bestand anfänglich Lebensgefahr. Glücklicherweise ist sie mittlerweile außer Lebensgefahr. Der verunfallte Pkw wurde sichergestellt und durch ein Abschleppunternehmen von der Unfallstelle geborgen. Am Fahrzeug entstand Totalschaden. An den Leitplanken und am FIA-Zaun entstand ein Schaden von ca. 10000 Euro.“
Das deckt sich weitgehend mit meinen Recherchen, nach denen z.B. auch ein zweiter Hubschrauber – neben dem Polizeihubschrauber - zum Einsatz gekommen war.
Das macht aber auch deutlich, wie wichtig es ist, dass sich der Geschäftsführer der Nürburgring-Pächterfirma inzwischen persönlich um „undichte Stellen“ bemüht.
Aber er sollte beruhigt sein:
- Vor meinem Wissen um seine Bemühungen war ich im Interesse meiner Leser genauso nach alter journalistischer Manier unterwegs, wie ich das auch in Zukunft sein werde!
Was mir bei der Recherche zu dieser Geschichte noch auffiel: Warum ruft die Polizei – oder die Streckensicherung des Nürburgrings – nicht die Feuerwehr von Nürburg zur Hilfe, wenn es z.B. um das Herausschneiden von eingeklemmten Personen aus einem Unfall-Automobil geht?
Ich habe mal auf den Internetseiten der Feuerwehr Nürburg nachgeschaut: Im Jahre 2020 ist dort kein einziger Einsatz vermeldet. Im gleichen Zeitraum 2019 waren es exakt 14. - Ist das Meldesystem der Feuerwehr Nürburg dem russischen Besitzer des Nürburgrings unbequem?
Oder gibt es da vielleicht auch eine „undichte Stelle“? - Bei einer Antwort auf diese Frage stehe ich geradezu „auf dem Schlauch“!
Zur Ergänzung des Unfallberichts der Polizei: Insgesamt waren 11 „Stresi‘s“ der Nürburgring 1927 GmbH & Co. KG im Einsatz!
Um 18 Uhr wurde dann die Strecke noch einmal für die „Touristenfahrten“ geöffnet!