Feststellung: Motor-KRITIK verbreitet „Fake News“!

Zugegeben: Ich komme aus einer Zeit des Motorsports, den ich selbst aktiv über rd. 40 Jahre betrieben habe, in der noch der als Sieger gewertet wurde, der als erster nach einer bestimmten Zeit oder Rundenanzahl die Ziellinie überquerte. Das war eine Zeit, in der ein Colin Chapman (Lotus) die Ansicht vertrat, dass der beste Rennwagen der wäre, der sich nach Überfahren der Ziellinie in seine Bestandteile auflösen würde. - Ein Leser machte mich auf die aktuelle Situation aufmerksam: „In keinem Rennen ist das Live-Timing das Endergebnis. Offizielle Ergebnisse werden immer nach der technischen Untersuchung im Parc Fermé und der Einhaltung der Regeln veröffentlicht.“ - Er machte mir dann auch die offiziellen Ergebnisse des 24h-Rennens für E-Automobile am Nürburgring in ihrer dritten ‚Version zugänglich, über das ich meine Leser informiert hatte. - Dabei war ich davon ausgegangen, das ein Rennen – auch wenn es nur auf dem Papier 24 Stunden lang war – dann beendet sei, wenn die Fahrzeuge nach 24 Stunden durch Überfahren der Ziellinie (nach Ablauf dieser 24 Stunden) das Rennen beendet haben. - Wenn aktuell Rennen mit Verbrenner-Fahrzeugen in der Boxengasse beendet werden, werden die nicht gewertet. Mit E-Automobilen sollte man sie in der Boxengasse beenden, wenn man Ärger vermeiden will. - Das habe ich neu dazu gelernt! - Und auch die Meinung meines Lesers zur Kenntnis genommen, wenn ich hier meine Geschichte zu dem 24h-Stunden-Rennen mit E-Rennern jetzt mit dem Titel starte:

Feststellung: Motor-KRITIK verbreitet „Fake News“!

Die Feststellung stammt von einem Kollegen, der in der E-Szene tätig ist und damit bei mir zu den Festtagen schon für eine Überraschung sorgte. Er hat seine Feststellung nicht nur begründet, sondern auch freundlich gebeten, den folgenden Abschnitt in meiner Geschichte vom 16 November, 2021 mit dem Titel „NLS/Nürburgring: Auf dem Weg zu racing for future?“ zu löschen, da ich damit „Fake News“ verbreiten würde:

„Obwohl ein Rennen nach Überfahren der Ziellinie als beendet gilt, wenn der Veranstaltung zu einer 'Auslaufrunde' keine Anmerkungen in der Ausschreibung gemacht hat – und es gab nichts Entsprechendes in der Ausschreibung (!) - hätte eigentlich der Polestar 2 auf Platz drei des Gesamtklassements gewertet werden müssen. - Wie das zunächst auch in der ersten Veröffentlichung des Ergebnisses geschah. - Aber es war wohl ‚nur‘ ein ‚Leihwagen‘, der einem Influencer für möglichst viele positive Videos zur Verfügung gestellt worden war. - Hatte ein Kia etwa – aus welchem Grund auch immer – ‚eine größere Bedeutung‘?“

Die Feststellung meines Kollegen dazu ist:

„Dies ist eine inkorrekte Vermutung ohne das Reglement geprüft zu haben…..“

Dabei weist er auf die entsprechenden Abschnitte im Reglement hin, wo u.a. zu lesen ist – und das in Deutsch:

„Die Ränge Werden gemäß der DMSB-Regeln wie folgt ermittelt:
1. Anzahl der gefahrenen Runden abzüglich zwei Runden im Falle das Fahrzeug erreicht nach dem Rennen die Boxengasse nicht mehr (vgl. § 4.2.2.2)
2. Besteht nach der Berechnung gemäß Punkt 1 Punktgleichheit bekommt das Team den höheren Rang der einen Fahrer mit der besseren Zeit beim Slalom hatte. (vergl. § 1.4)“

Es ist auch – wie mir das mein Kollege mitteilt – in englischer Sprache zu lesen:

„Due to the first objection in the history of eco Grand Prix done at the last challenge at Nürburgring by the team sustainable stars starting as a private team and understriking in written form having no official link with the car brand we would like to explain more in detail the actual rules of the competition which are aligned with the German Motorsports Association DMSB.“

Der Kollege hat mir dazu eine Internetadresse zukommen lassen, bei der man stimmungsvoll informiert wird:

Er schreibt mir dazu – wahrscheinlich als Ergänzung (?) - dann in deutscher Sprache:

„Aufgrund des ersten Einspruchs in der Geschichte des Öko-Grand-Prix bei der letzten Challenge am Nürburgring durch das Team nachhaltiger Stars, beginnend als Privatteam und unterschreibend in schriftlicher Form ohne offiziellen Bezug zur Automarke, möchten wir Sie hier näher erläutern die aktuellen Wettbewerbsregeln, die sich an den DMSB-Deutschen Motorsport-Bund richten.
1) Abziehen der Runden bei leerer Batterie ist seit der ersten Version des DMSB-Reglements vom Dezember 2020 im Reglement enthalten. Der Grund, warum wir diese Regel implementiert haben, ist, dass Autos auch nach dem Wettbewerb keine Batterie mehr haben, weil sie verzögern den Berechnungsprozess der Ergebnisse, sodass alle warten müssen.
2) In Anlehnung an die Satzung des DMSB besagt der §1.7 in der englischen und deutschen Fassung, dass immer die deutsche Fassung zu berücksichtigen ist.
3) Regeln können vor dem Briefing der Veranstaltung geändert werden, jedoch niemals nach dem Briefing oder während des Wettbewerbs.
Unsere Anwälte stellen fest, dass in jedem Fall die Subtraktion von Runden bis zum Erreichen der Boxengasse beschrieben ist und eine gültige Klausel egal ist, welche Version des Reglements Sie berücksichtigen. Die Regeln in der neuesten Version sind seit 14.10.2021 online verfügbar und sind noch unverändert online (siehe Abschnitte 1.7, 4.2, 3.4.8, 4.2.2.2)“

Motor-KRITIK liegt nicht nur die Reglementfassung vom 14.10.2021 vor – wie das Foto beweist – ich habe es auch gelesen. Zugegeben: Ich verstehe nicht alles! - Wieso z.B. können zu einem Langstreckenrennen von E-Automobilen die mit unterschiedlichen großen Batterien – solche mit kleinerer und größerer Kapazität – in gemeinsamer Wertung starten?

Was ist z.B. mit der „Tempobegrenzung“ (1.6.3) gemeint. Die wird wohl in der jeweiligen „Eventausschreibung“ mitgeteilt und lag wohl am Nürburgring, wie mir der Posten am Eingang zum Fahrerlager sagte, bei 70 km/h. - Gibt es wirklich Rennen mit einer Geschwindigkeitsbeschränkung? - Warum werden dann gerade E-Automobile mit so wahnsinnig hohen PS-Leistungen in der Werbung angepriesen?

Lt. 2.1. („Zugelassene Fahrzeuge“) dürfen nur Fahrzeuge starten, die den NCAP-Crashtest „mit einer Bewertung von mindestens 4 Sternen bestanden haben“. - Wieso tauchen dann in der Endwertung des 24h-Rennens am Nürburgring zwei Renault Zoe auf Platz 19 und 21 auf, wenn die beim NCAP-Crashtest null Sterne erhielten, also – lt. Reglement – gar nicht zugelassen werden dürften? - Obwohl der Renault Zoe das meistverkaufte E-Automobil in Europa ist! - Warum wohl das?

Im oben gezeigten Reglement lese ich unter 1.4: „Bei Platzgleichheit wird das Ergebnis des Slaloms mit in Betracht genommen wobei der schnellere der Platz gleichen Teams den höheren Rangplatz bekommt.“ - Schaue ich dann ins Endergebnis, so wurde der Polestar 2 mit zwei Strafrunden belegt. Leider wird nicht klar, ob diese Strafrunden von der ausgewiesenen Rundenanzahl noch abgezogen werden müssen. Die Strafe gab es, weil das Fahrzeug nach der Zieldurchfahrt an der Strecke (!) abgestellt wurde. - Mit leerer Batterie. - Ohne Strom? - Nicht unbedingt! - Denn  beim Abladen, nach dem Abschleppen von der Strecke zur Box, zeigte der Bildschirm zwar eine „grüne Kröte“ – aber damit auch an, dass wahrscheinlich (?) das Fahrzeug im „Notprogramm“ doch die Box mit eigenem Strom erreicht haben würde. - Allerdings ist das Fahrzeug in der Ergebnisliste nicht als Erster im Slalom ausgewiesen. Bei alle anderen platzierten Fahrzeuge ist die Platzierung im Slalom vermerkt! - Und der Polestar 2 war das schnellste Fahrzeug im Slalom!

Ich gebe zu, dass ich – und nicht nur ich! - mit der Überreglementierung im modernen Motorsport wohl ein wenig überfordert bin. - Jetzt sogar im E-Motorsport!

Da muss ich mir dann – bzw. Motor-KRITIK – die Verbreitung von „Fake News“ unterstellen lassen. Dieser relativ neue Begriff bezeichnet – das habe ich im Internet nachgelesen, ...

„...in manipulativer Absicht verbreitete Falschmeldungen. Zunehmend wurde Fake News auch zu einem politischen Schlagwort und Kampfbegriff.“

In Anbetracht der Fehler, die ich beim Überlesen des Reglements und Abgleich mit den Rennergebnissen feststellen konnte, erscheint mir mein Fehler – soweit es das Ergebnis des Polestar 2 beim 24h-Rennen auf dem Nürburgring betrifft, fast unwesentlich. - Meine Information ist jedenfalls keine mit Absicht verbreitete Falschmeldung!

Immerhin bin ich bei der nochmaligen Beschäftigung mit der E-Motorsport-Materie darauf gestoßen, dass der Einsatz des Polestar 2 praktisch ein verkappter Werkseinsatz war, der wohl auch von einem Werksingenieur unterstützt wurde.

Interessant war dabei, auch feststellen zu müssen, dass das „Renn“-Fahrzeug – warum auch immer – einem am Nürburgring nicht unbekannten Influencer vom deutschen deutschen Polestar-Importeur zur kostenlosen Nutzung für ein Jahr überlassen worden ist.

Der moderne Motorsport – auch der E-Sport – wird eben heute immer weniger als Sport, sondern mehr als eine Marketingmaßnahme empfunden und auch herstellerseitig so bewertet.

Nicht nur Benzin scheint den Charakter zu verderben! - Wie ein Sprichwort glauben machen will.

Nun gibt es auch Stromer!

MK/Wilhelm Hahne
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