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Seit Ende September 2017 versuche ich bei Audi den Verbleib des damaligen Entwicklungschefs in der Audi Sport GmbH, Stefan Reil, zu ergründen. - Ich erhalte nichtssagende Antworten, werde vertröstet, von der Audi AG an die Audi Sport GmbH verwiesen. - Per Saldo höre ich aber nicht wirklich Aussagekräftiges! - Gleichzeitig habe ich versucht, die bei den RS-Modellen auftauchende Bremsproblematik zu hinterfragen. Ich habe das in klaren, eindeutigen Geschichten getan. Was Audi nicht weiter stört, aber immer mehr Audi RS-Kunden dazu bringt, mir ihr (Bremsen-)Leid – in Verbindung mit Audi RS-Modellen entstanden - zu klagen. - Schon ein Blick ins Internet würde genügen um zu begreifen, dass da etwas mit den Bremsen in Verbindung mit den serienmäßigen Stabilitäts-, Sicherheitsprogrammen und der Achslastverteilung nicht stimmen kann. Das Internet ist voll mit Klagen. - Und in der Fachpresse ist seit Jahren davon zu lesen, dass man bei Audi gerade die Bremsen-Probleme angegangen und gelöst hat. - „Damals“ quietschten die Bremsen. Heute funktionieren sie manchmal immer weniger, seltener gar nicht mehr. -Tatsache ist: Ich höre im Jahre 2018 immer noch von Bremsproblemen bei Audi RS-Modellen. - Und Audi kann mir offenbar auch zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen, warum man den bisherigen Chefentwickler für die RS-Modelle in der Versenkung verschwinden ließ. - Auch an der Spitze der Audi Sport GmbH gab es eine Veränderung. - Auffallend ist, dass Audi sich bei Beschwerden von Audi RS-Besitzern in Ingolstadt zu Bremsproblemen immer in der gleichen Art äußert: Dass sie bisher noch niemals davon gehört hätten und das er – dieser Audi-Kunde – der erste wäre, der sich in dieser Sache bei Ihnen beschwert. - Darum versuche ich hier einmal – auch für Audi – einen wirklich im Zusammenhang mit Audi RS-Modellen „einmaligen“ Fall darzustellen, weil dieser „Audi-Geschädigte“ nach mehrmaligem Kauf von Audi RS-Modellen inzwischen mit Audi – bzw. dessen Händler – vor einem Landgericht einen Prozess führen muss. - Da ist natürlich dann die im Titel zu dieser Geschichte gestellte Frage schon ein wenig provokativ:
Audi RS-Modelle: Bremsenprobleme einmalig?
Motor-KRITIK nahm den Faden auf, den „sport auto“ beim Stricken einer Test-Geschichte in Heft 10/2017 zum Audi TT RS fallen gelassen hatte. Vorher war mir schon aufgefallen, dass der Chefentwickler bei der Audi Sport GmbH plötzlich aus der Öffentlichkeit verschwunden war.
War er intern ersetzt worden? - Obwohl er schon vorher nicht mehr wahrnehmbar war, erfolgte seine Ablösung offiziell erst zum 1. Oktober 2017. - Und am 29. Januar 2018 erfolgte lt. Handelsregister auch die Ablösung des bisherigen Geschäftsführers der Audi Sport GmbH, Stephan Winkelmann, durch Herrn Michael-Julius Renz, der ab 6. Februr 2018 im Handelsregister als neuer Geschäftsführer vermeldet wird.
Und Rupert Stadtler, der Vorstandsvorsitzende der Audi AG lässt seine Presseabteilung zu dem Wechsel als seine Aussage und Meinung verkünden:
„Ich bedanke mich bei Stephan Winkelmann für den engagierten und erfolgreichen Einsatz“, sagt Audi-Vorstandschef Stadler. „Er hat Audi Sport als Marke eigenständig und zukunftssicher positioniert und den Wachstumskurs des Unternehmens damit maßgeblich geprägt. Michael-Julius Renz übernimmt hier ein gutes Erbe.“
Zu dem Erbe gehören sicherlich die Bremsprobleme der RS-Modelle. Die Bremsen quietschen jetzt zwar nicht mehr, aber deren Funktionalität „schreit zum Himmel“!
Audi scheint den Vater dieser „einmaligen“ Probleme aus dem Verkehr gezogen zu haben. Die erste Nachfrage von Motor-KRITIK bei Audi nach dem Verbleib des Chefentwicklers stammt aus September 2017. Die Antworten waren jeweils nett, aber nichtssagend. Auf die vorletzte Erinnerung gab es dann folgende Antwort am 22. Januar 2018, die hoffen ließ:
Lieber Herr Hahne,
vielen Dank für Ihre Nachricht. Meine Kollegin Claudia Schneider wird sich bei Ihnen zurückmelden.
Ich hoffe, dass dann in Ihrem Sinne Licht ins Dunkel kommt.
Herzliche Grüße aus Ingolstadt,
Einen Monat später – am 27. Februar 2018 - Audi hatte leider noch immer kein „Licht ins Dunkel“ gebracht, habe ich die o.g. „Kollegin“ dann erinnert, dabei dann aber – erstmals - einen Zusammenhang zwischen dem Entwicklungschef der Audi Sport GmbH, Stephan Reil, und den Bremsproblemen der RS-Modelle hergestellt:
Guten Morgen Frau Schneider,
wenn Sie es noch nicht wissen sollten: Ihre Kollegin hat mir Ende Januar etwas geschrieben,
das Sie in der Weiterleitung finden. Vielleicht gibt es ja schon Licht am Ende des Tunnels.
Wobei ich übrigens jetzt von einem TT-RS-Besitzer Informationen erhielt, die meine bisherige
Darstellung bestätigt, mir zusätzlich aber noch die Info gab, dass auch der Motor bei hoher
Dauerbelastung zur Überhitzung neigt.
Von allem - so hat man diesem TT-RS-Kunden in Ingolstadt erzählt - (telefonisch) hat man
aber bisher dort noch nichts gehört. Er sei der erste Kunde.Auf seinen Hinweis, dass aber doch in "sport auto"...: Papperlapapp! Das sei unvergleichlich.
Da wären ja Rennfahrer unterwegs gewesen. Und der TT-RS sei nun mal kein Rennwagen.
Ich habe darüber gelächelt - und warte weiter lächelnd auf Ihre Antwort. - Zumindest die
gegenwärtige Parkposition des Herrn Reil betreffend.
Mit freundlichen Grüßen
Wilhelm Hahne
Seitdem scheint man sich sowohl in Ingolstadt wie in Neckarsulm, dem Sitz der Audi Sport GmbH, an die Vollverdunkelung im Zweiten Weltkrieg zu erinnern und der Warnung: „Feind hört mit!“ - Es herrscht ein „beredtes Schweigen“.
Motor-KRITIK möchte darum „zur Sache“ nicht nur auf die vielfältigen Diskussionen und Darstellungen im Internet verweisen, sondern hier speziell auf einen „RS“-Fall eingehen, der sogar dem Audi-Vorstandsvorsitzenden, Rupert Stadtler, persönlich bekannt geworden ist, da er auf ein an ihn gerichtetes Schreiben in dieser Sache antworten ließ.
Dieser Fall, nicht nur einen – sondern mehrere RS-Verkäufe an den gleichen Kunden betreffend, lässt das Verhalten der Audi AG gegenüber ihren Kunden in einem nicht besonders guten Licht erscheinen, macht aber auch deutlich, dass z.B. das Verhalten der VW-Tochter im Diesel-Skandal in diesem Zusammenhang als „normal“ empfunden werden muss.
Dieser Ex-Audi-Kunde – er fährt inzwischen zufrieden (!) einen Landrover – kaufte sich, weil ein wenig „autoverrückt“ irgendwann mal einen gebrauchten Audi RS 6, Achtzylinder, mit 4,2 Liter Hubraum. Aber häufig – und immer häufiger – leuchteten im Armaturenbrett irgendwelche Lämpchen auf, so dass er sich – weil er mit Automobilen lieber Spaß als Ärger hat – dann einen gebrauchten Audi RS 6, dann aber mit dem Zehnzylinder-“Motor of the Year“ kaufte.
Der hatte zwar schon 100.000 Kilometer gelaufen, aber der Motor war neu. Da hat er einfach darüber hinweg geschaut, dass das schon der dritte „Motor of the Year“ war, der in diesem Fahrzeug verbaut war, zumal ihm das ganz einfach damit erklärt wurde, dass zwei Mal der Motor nach der Produktion wohl „nicht richtig gespült“ gewesen wäre. - Na klar! - Kann ja mal passieren!
Bei 68.000 Kilometer ging dann aber bei ihm auch „der Motor hoch“. So eine Motorrevision des Zehnzylinder-Audi kostet mehr als 30.000 Euro. Audi hat dem Kunden dann aus Kulanzgründen – ohne Anerkennung einer Rechtspflicht – einen Scheck über 1.500 Euro (in Worten: Eintausendfünfhundert Euro) geschickt, der bei dem Kunden heute noch im Original zu besichtigen ist, da er ihn bisher nicht eingelöst hat!
Weil ihm so ein Audi RS 6 aber grundsätzlich gut gefallen hat und er sich nicht vorstellen konnte, dass sich die Pechserie mit Audi bei ihm fortsetzt, hat er sich dann einen „Werkswagen“ dieses Typs, in Rot, nur 2.000 Kilometer gelaufen, für 96.000 Euro gekauft. - Ein „Schnäppchen“!
Diese Feststellung musste bald mit einem Fragezeichen versehen werden, weil er schnell feststellen musste, dass man ihm einen Unfallwagen untergejubelt hatte, der wohl in Le Mans als Pressefahrzeug eingesetzt worden, und dort gefühlvoll gecrasht worden war.
- Nein! - Über diesen Unfall war er vor dem Kauf nicht informiert worden!
Nach solch bösen Erfahrungen mit Audi-Gebrauchtwagen wollte er es mit einem Neuwagen – einem mit Null Kilometer versuchen. Da wurde zu der Zeit gerade eine kleine Sonderserie des Audi RS Peformance bei Audi von 38 Fahrzeugen aufgelegt. 181.000 Euro sollte das Fahrzeug kosten, aber man hat über den Preis mit sich reden lassen, zumal es so einen Audi mit Null Kilometer gar nicht gibt. Alle diese Fahrzeuge würden nach der Herstellung von Spezialisten über alle Arten von Straßen rd. 50 Kilometer gefahren, um dem Kunden ein in allen Teilen funktionierendes Fahrzeug übergeben zu können, hat man ihm erklärt.
Sein RS 6 Performance hatte 48 Kilometer auf dem Tacho als er ihn erhielt. Die Audi-Bank hatte wieder die Finanzierung übernommen, denn dieser Kunde – wenn ich es bisher nicht erwähnt haben sollte – ist kein Millionär, sondern einfach nur ein autoverrückter Liebhaber schöner, schneller Automobile.
- Und so ein Audi RS Performance war eben nun Mal sein Traumwagen.
Er hat dann auch „seinen RS 6“ gefühlvoll eingefahren, langsam daran gewöhnt, mit ihm am Steuer dann irgendwann schneller unterwegs zu sein, als „normale“ Verkehrsteilnehmer. Die Gelegenheit zu einer schnellen Reise war am Gründdonnerstag 2017 gekommen, als er bei einer sommerlichen Außentemperatur um 30° Celsius über die zu dieser Zeit verkehrsarme A31, Bottrop – Emden, mit gut 200 km/h rodelte. - Entspannt! - In der Ferne ein Lkw, dahinter ein Wohnwagengespann, das dann – er war noch weit entfernt – ausscherte, um den Lkw zu überholen.
Unser Auto-Freak ging vom Gas und bremste aber schon weit vorher auch ein wenig herunter. Aber das Bremspedal war anders, weicher, es baute sich offenbar weniger Bremsdruck auf. Zum Nachdenken blieb dann aber keine Zeit, da man bei dem Tempo gut 55 Meter in der Sekunde zurücklegt.
Nun also fest in die Bremse getreten und das Pedal fiel „auf‘s Brett“! So zumindest der gefühlsmäßige Eindruck, zumal auch die Bremswirkung als „gleich Null“ empfunden werden musste. Kein Zeit zum Überlegen! Zum Glück hat „unser Mann“ instinkthaft richtig reagiert, das Fahrzeug nach rechts über die Standspur am Lkw vorbei gelenkt und der Audi RS 6 Performance ist dann erst viel später – immer noch auf dem Standstreifen – der Fahrer kurz vor dem Infarkt – zum Stehen gekommen.
Der rechts überholte Lkw hat dann hinter ihm gehalten, nicht damit der Fahrer ihn beschimpfen konnte, sondern weil diesem Lkw-Fahrer klar war, dass da etwas nicht in Ordnung war. - Dieser RS ist – immerhin eine RS-Sonderedition – serienmäßig mit einer Keramikbremsanlage ausgerüstet.
- Ab diesem Moment wurde dieser Traumwagen für seinen Besitzer zum Alptraum-Wagen.
Erstaunlich ist, dass Audi nicht nur die vom Käufer vorgelegten Gutachten und Beweise in Frage stellt, sondern es auf eine Klage ankommen lässt, die aktuell vor einem Landgericht verhandelt wird. - Und das dauert nun mal.
Zumal die Vorsitzende Richterin die bisherigen Zeugenaussagen und Gutachten – die alle eindeutig sind (!) - nun erst noch durch das Gutachten eines vom Gericht benannten unabhängigen Sachverständigen absichern will.
Motor-KRITIK möchte – wie es so schön heißt – zwar hier nicht in ein „schwebendes Verfahren“ eingreifen, kann es sich aber nicht verkneifen, aus einem Schriftwechsel (per E-mail) zu diesem Fall zwischen zwei Gutachtern zumindest ausschnittweise zu zitieren, weil der auch "Grundlegendes" vermittelt:
...“Der Fall ist sehr interessant. Ich kann mir auch grundsätzlich vorstellen, dass es hier zu einem Bremsversagen gekommen ist, wie es Herr XXX geschildert hat, wenngleich die Bremswirkung nicht ganz bei Null gelegen haben dürfte, aber so niedrig gewesen sein könnte, dass der Fahrer den subjektiven Eindruck bekommen haben könnte, dass der Wagen gar nicht verzögert.
Wir hatten so einen ähnlichen Fall schon mal vor Jahren bei einem Audi A8 und bei einem Mercedes mit der sogenannten SBC – Bremse.
Bei dem Audi gab es eine mechanische Ursache, die damals XXX auch tatsächlich herausgefunden hatten. Bei dem Mercedes war es de facto ein elektronisches Problem, das wir nicht eindeutig sondern nur prinzipiell darlegen konnten. Aus meiner Hochschultätigkeit weiß ich inzwischen unter vorgehaltener Hand aus gut informierten Kreisen, dass das Problem der SBC – Bremse bei Mercedes nicht unbekannt war, aber für sehr unwahrscheinlich gehalten wurde. Offiziell würde das aber niemand von Bosch oder Mercedes zugeben.
Ohne den Systemlieferanten und dessen Spezialwissen kamen wir damals im Wege des zivilen Rechtsstreit nicht weiter, so dass der Prozess verloren ging.
Auch hier erwarte ich nicht, dass wir mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln ohne die Hinzuziehung eines „Audianers“ bzw. des Systemherstellers irgendwelche sinnvollen bzw. aufklärenden Daten aus dem Fahrzeug auslesen werden können, sofern man nicht einen extrem großen Aufwand betreibt.
Ich sehe aber genau wie Herr XXX die Gefahr, dass Audi oder der Systemlieferant hier Daten bzw. Beweise manipulieren könnte, so dass man unter gar keinen Umständen Audi direkt an das Fahrzeug lassen sollte, ohne dass man vorher den ganzen Datensatz aller Steuergeräte gesichert hat, und zwar als Sachverständiger im Auftrag des Gerichtes mit hoheitlichen Befugnissen.“...
Es ist sicherlich nicht nur für Motor-KRITIK interessant, welche Erfahrungen Kraftfahrzeug-Sachverständige mit hochmodernen High-Tech-Automobilen und ihren Herstellern gemacht haben.
Wenn Ihnen die vorstehende Geschichte zu „abenteuerlich“ erscheint, dann sollten Sie unter „Google“ einmal in der Suchleiste „Bremsprobleme Audi RS“ eingeben. Sie stoßen dann u.a. auch auf die Geschichte aus Oktober 2017 aus Motor-KRITIK und wissen dann gleichzeitig, was eigentlich in Verbindung mit den Audi RS-Modellen „normal“ ist, so lange Audi „kein Licht ins Dunkle“ gebracht hat.
Und das KBA (Kraftfahrtbundesamt) hat – wie auf diesen Seiten auch schon dargestellt wurde – alles korrekt entsprechend den europäischen Vorschriften geprüft. - Was aber eine Nachprüfung – wenn ein entsprechender Anlass vorliegt – nicht ausschließt!
Nach Abschluss des Prozesses vor dem Landgericht wird Motor-KRITIK darüber berichten, wie dieser – hier geschilderte – Fall dann welches Ende genommen hat.
Und warum!