Gedanken bei tausend Kilometer Autobahnfahrt!

Würde ich in einem Automobil mit Chauffeur hinten im Fond sitzen, hätte ich Zeit zum Schlafen oder zum Arbeiten. Zum Arbeiten, sagen die Politiker. Die so offenbar im Fond sitzend nichts von den Realitäten im Jahre 2019 mitbekommen. - Auf der Autobahn zum Beispiel. – Was verstehen die eigentlich von „eCall“? - Interessiert die die Entwicklung der Schweinepreise? - Und das Warum? - Aber man diskutiert fleißig im Bundestag diese und andere Probleme. Die Basis sind oft Sachverständigen-Gutachten. Da geht es dann um Geschwindigkeitsbegrenzungen grundsätzlich. - Auf deutschen Autobahnen. - Weil doch im Ausland… und überhaupt… man muss die Zahl der Verkehrstoten auf der Autobahn senken! - Beifall! - Denn auch den Statistiken lässt sich entnehmen… - Ist doch klar! - Und die wichtigen Leute aller Parteien geben „ihren Senf dazu“. - Natürlich in der Art und Weise, die von ihnen als engagiertes Parteimitglied erwartet wird. - Und der Verkehrsminister… - Oh, oh, oh! - Liegt mit seiner Meinung nicht im Mainstream! - Das geht gar nicht! - Frau Merkel weiß wie‘s geht. - Man muss im richtigen Moment das Richtige sagen! - Auch wenn man davon nicht überzeugt ist. - Aber in der Politik muss man eben diplomatisch sein! - Und pragmatisch handeln! - Ich habe auf 1.000 Kilometern Autobahnfahrt eine Menge Eindrücke sammeln können, die ich  – wie viele andere Eindrücke auch – verarbeitet habe. Und von denen ich hier mal erzählen möchte, weil vielen meiner Leser auch nicht klar ist, dass man als Motor-Journalist an mehr denken muss als an PS, Drehmoment und schnelle Rundenzeiten. - Nur so  steht dann auch schließlich in Motor-KRITIK, was die Kosten für ein Abo lohnt und woran man seine eigene Meinung überprüfen kann. - Obwohl man alles – zumindest in den neuen Geschichten – auch ohne diese Kosten lesen kann. - Aber ohne jeden Zuschuss meiner Leser kann ich mich auf Dauer nicht um das Ausloten aller Hintergründe bemühen. Ich kann nicht – immer wieder - weit über den reinen Motor-Bereich hinaus recherchieren, wenn „Zuschüsse“ ausbleiben. - Recherchen kosten nicht nur Zeit, leider auch Geld! - Der Inhalt der Informationen bei Motor-KRITIK ist oft nur deshalb besser, weil mein Horizont nicht begrenzt ist, ich nicht nur um die Auswirkungen von Zusammhängen weiß, sondern sie auch herstellen kann – weil ich sie aus Erfahrung kenne. - Ich muss auch keine Anzeigenkunden schonen! - Beispielhaft folgt jetzt eine Geschichte – sozusagen als kleines Oster-Präsent für meine Leser:

Gedanken bei tausend Kilometer Autobahnfahrt!

Beim Volltanken des von mir gerade gefahrenen „Kleinstwagen“ fiel mir ein und auf, dass man die „Klimafreundlichkeit“ eines Automobils schon an der Tankgröße erkennen kann. Den Tank den ich gerade volllaufen lasse, fasst 35 Liter. Weil man damit schon auf den Verbrauch schließen kann, ist eigentlich eine Bewertung nach anderen Maßstäben überflüssig, da der Hersteller dem Kunden – abhängig vom Verbrauch der Fahrzeugs – eine „vernünftige Reichweite“ garantieren muss.

Ein willkürlicher Vergleich:

  • Der Tank des Audi Q8 – mit 340 PS – fasst 85 Liter. - Warum wohl?

Es würde sich Vieles vereinfachen lassen, wenn normale Menschen normal denken würden. - Aber warum so einfach, wenn‘s auch komplizierter geht?

Um den Gedanken fort zu setzen: Hybrid-Fahrzeuge zahlen 70 Prozent der Steuer von mit Benzin und Diesel angetriebenen Automobilen. E-Fahrzeuge sind steuerfrei. - Warum? -

Ein deutscher Professor hat ausgerechnet, dass bei der Herstellung einer Batterie für einen Tesla Model 3 zwischen 11 bis 15 Tonnen CO2 anfallen. Das bedeute allein bei einer Fahrleistung von 15.000 Kilometer jährlich, eine CO2-Belastung von 73 – 98 Gramm pro Kilometer.

Ich nehme nicht nur beim Lesen interessante Gedankenansätze wahr, ich denke noch selber, brauche dafür weder eine Gutachter-, noch eine Experten-Kommission. - Und bedauere die mit Millionen belohnten Schwätzer, die wahrscheinlich selber nicht glauben, was sie so aktuell erzählen. - Aber es passt eben so aktuell in den „Mainstream“.

Ich bin mit dem Tanken fertig. - Und habe, nun in einem Automobil mit 35l-Tank unterwegs, sogar ein gutes Gewissen!

Zu der Idee, mir einmal durch eine 1.000 Kilometer lange Fahrt auf deutschen Autobahnen selber ein Urteil zu dem zu bilden, was getan wird und was man tun sollte, bin ich durch die Aussagen von Politikern und Darstellungen von Experten-Kommissionen gekommen, die diese Politiker als Alibi für ihre Pro- oder Kontra-Entscheidungen z.B. zu einem Tempo-Limit auf deutschen Autobahnen bemühen müssen. So etwas macht auch einen guten Eindruck, vermittelt das Gefühl, dass die Entscheider um eine „richtige Lösung“ bemüht sind.

Unsere Bundestags-Abgeordneten sind z.B. Fachleute, wenn es um ein Tempo-Limit auf deutschen Autobahnen – oder nicht – geht. Da gibt jeder – je nach Partei – öffentlich wirksame Statements von sich.

  • Aber was weiß so ein Abgeordneter eigentlich über die Situation auf deutschen Autobahnen?

Er hat einen Freifahrtschein für die Bundesbahn und fliegt sonst – meist kostenfrei – mit der Lufthansa umher. - Mit dem Automobil auf deutschen Autobahnen? - Die Zeit jener Herren ist zu kostbar, um sie so teuer zu verschenken!

Aber sie sprechen darüber – und argumentieren – das bringt sie in Presse und Fernsehen. Man hat scheinbar auch eine Meinung. Die bestimmt aber oft die Parteiführung. So ist eine „grüne Meinung“ dann anders als eine „schwarze Meinung“. - Aber genau so unqualifiziert, weil sie nämlich keine Basis in der Realität hat.

Da möchte ich mir nun selber einen Eindruck verschaffen, d.h. ich möchte meine bisherige Meinung noch einmal mit einer 1.000 Kilometer-Fahrt über deutsche Autobahnen überprüfen, abklopfen.

Soll ich es kurz machen? - Schon vorab kurz mal zusammen fassen, was mir am Ende der fast 12-Stunden-Reise klar war?

  • Deutschland hat keine Autobahnen, wie sie uns immer vorgegaukelt wird, sondern nur kurze Stücke davon, die lange, lange Baustellen miteinander verbinden!
  • Nachdem die Industrie ihre Lager – just in time – auf die Autobahn verlegt hat, scheint es inzwischen dort mehr LKW als PKW zu geben

Die darüber sprechen und schreiben, Politiker wie Journalisten, scheinen deutsche Autobahnen nur von Google Maps zu kennen. Sie müssen aber auch farbenblind sein, weil eigentlich große Baustellen dort in Rot markiert sind. - Aber in der Realität ist das alles viel beeindruckender!

Ich bin – von der Eifel aus – über die A1 nach Hamburg gefahren und über die A7 – via Hannover – wieder zurück, um dort vorgewarnt - „Achtung! Staugefahr!“ - wieder ab dem Kamener Kreuz zur A1 zurück zu finden.

Hier drei „Stimmungsfotos“ von der Fahrt über deutsche Autobahnen. - Ich habe auch die Baustellen und deren Länge auf dieser Fahrt von gut 1.000 Kilometern nicht gezählt. Ich muss keine wissenschaftliche Studie erstellen. Aber ich habe lange Zeiten in Staus verbracht und war – vom Gefühl her – mehr in geschwindigkeitsbegrenzten Zonen unterwegs, als auf „freien deutschen Autobahnen“, wo – das lese ich immer wieder – nur gerast wird.

Ich habe meinen Eindruck von Automarken komplettieren können. Sehr oft bin ich auf schnell gefahrene Skoda Superb Combi aufmerksam geworden. Hier waren offensichtlich leitende Angestellte in Dienstwagen unterwegs. - Mir sind auch andere ähnlich teure Modelle anderer Fabrikate aufgefallen. Wohl alles Dienstwagen, weil die deutlich schneller gefahren wurden als die gleichen Modelle in „Privathand“. - Da wird noch gerechnet! - Bei den aktuellen Benzinpreisen!

Ich habe mir auch zu dem Markenbild Gedanken gemacht, habe über Mercedes mit dem „prolligen“ Stern im Grill gelächelt, hatte beim Beobachten von BMW‘s den Verdacht, dass man im Moment in München an einem „Nierenleiden“ herum laboriert. - Opel würde ich ein neues Markenzeichen empfehlen, wenn man die Marke jetzt neu aufstellen will. - Man muss auf den „Blitz“ nicht verzichten. Aber dann bitte den nicht so darstellen wie jetzt.

Interessant fand ich auch, dass man auf der A7 gewarnt wurde: Vor neuem Fahrbahnbelag, weil der längere Bremswege macht. Und ich frage mich – das allerdings lächelnd – was sich wohl die „Fachleute“ am Nürburgring dabei denken, wenn die erklären… - Aber lassen wird das!

Ich bin zwar jetzt konzentriert unterwegs. Bergab erreiche ich mit meinem „Kleinstwagen“ sogar drei Mal auf 1000 Kilometern eine Geschwindigkeit von 167 km/h. - GPS-gemessen. Der Tacho zeigt etwas über 170 km/h. - Und ich denke dabei daran, welchen Ruf deutsche Autobahnen im Ausland genießen. - Bei meiner Fahrt merke ich nichts davon. - Die deutschen Autobahnen sind so perfekt wie die Deutsche Bundesbahn oder die deutsche Autoindustrie.

    • Was oder Wer ist eigentlich davon empfehlenswert?

Vor Hamburg überhole ich einen Tesla S mit dänischem Kennzeichen. Der rollt auf einem Stück freier Autobahn so mit 120 km/h dahin,; ich überhole mit um 140 km/h. - Da rückt sich dann der Fahrer zurecht, wechselt auf die linke Spur, um mich dann mit etwa 170 km/h zu überholen.

Und er entfernt sich von mir. - Nach rund 15 Kilometern überhole ich ihn wieder. Er fährt wieder brav rechts, bewegt sich wieder mit um 120 km/h vorwärts. - Ich denke mir: Der will wohl noch heute nach Hause kommen! Darum muss der sich die Fahrt einteilen. Sonst wird eine Übernachtung fällig.

Als ich mich wieder auf der A7 dem Ruhrgebiet nähere fällt mir ein, dass hier in diesem Gebiet die siebtgrößte europäische Schlachterei zu Hause ist. Dort profitiert man aktuell von den chinesischen Strafzöllen, mit denen man z.B. als Gegenmaßnahme zu amerikanischen Strafzöllen auf chinesische Produkte, gerade den Import von amerikanischem Schweinfleisch nach China belegt.

Da profitiert z.B. diese große deutsche Schlachterei. Jede Woche werden hier um 60.000 Schweine nur für China geschlachtet. Da wird dann das Scheinefleisch in Deutschland nicht nur knapp, sondern auch die Preise für Schweinefleisch ziehen an und wie ich bereits in einer meiner letzten Geschichten andeutete: Die Preise für Bratwürste am Nürburgring erhöhen sich – im Einkauf – deutlich! - Es ist schon gerade passiert!

Auch eine „schöne Geschichte“, über die man aber nur in Motor-KRITIK lesen konnte – und kann! - Warum wohl?

Solche zusammenhängenden Überlegungen kann man nicht unbedingt bei schneller Autobahnfahrt anstellen. Ich nutze hier die Staus, gerade vor den Baustellenbereichen, wenn sich die Fahrbahnen verengen und für die linken Spuren – auf die man Meter für Meter vorrückt – dann sogar maximal erlaubte Fahrzeugbreiten vorgegeben sind.

Ich habe dann auch Zeit darüber nachzudenken, was heute eigentlich noch notwendige und sinnvolle Sonderausstattungen bei Automobilen sind. Inzwischen ist so manche Ausstattung – weil auch von der Industrie als „verdienstvoll“ empfunden – zwanghaft vorgeschrieben. Immer mit dem Mäntelchen „Sicherheit“ dem Nutzer verkauft. Die letzte mir bekannte „Pflichtausstattung“ - natürlich aus Sicherheitsgründen – ist "eCall".

Das Gerät meldet automatisch, wenn man verunfallt ist, sendet auch den genauen Standort dann an die „Retter“, wenn die Fahrzeuginsassen – evtl. schwer verletzt – dazu nicht mehr in der Lage sind. Ich denke daran, dass ich gerade hörte, dass der Käufer eines Neuwagens einer bekannten deutschen Marke im Kundendienstzentrum auftauchte um zu berichten, dass er immer wieder von der Polizei angehalten würde, weil aus seinem Fahrzeug Unfallmeldungen kämen.

Dort murmelt man dann etwas verlegen von „Fehlschaltungen“. - Aber die scheint es öfter zu geben:

Als ich zum Ende meiner 1.000 Kilometer-Reise wieder in der Eifel angekommen bin, höre ich, dass es hier am Nachmittag einen Feuerwehralarm gegeben habe. - Mich interessiert so etwas, also habe ich auch hier nachgehakt.

Und siehe da: Auch hier war „eCall“ der Auslöser. In Virneburg machten sich zwei Feuerwehrleute auf den Weg. Der Unfallort musste in Höhe der Tankstelle „Döttinger Höhe“ sein und die Beiden machten sich schon Gedanken, ob sie – nur zu Zweit – z.B. mit der Rettungsschere… - Sie mochten das gar nicht zu Ende denken. Aber die Meldung war eine automatische gewesen. Folglich waren die Fahrzeuginsassen… - Nicht daran denken. Zunächst mal nichts wie hin!

Dort angekommen mussten sie feststellen: Sie waren nicht die einzige alarmierte Feuerwehr. Es waren noch drei Wehren aus der Verbandsgemeinde, die dort eintrafen. Und die Polizei. Und der Notarzt. Und ein Krankenwagen.

Funktioniert doch alles bestens! - Nur fand man an der zugesendeten Position keinen Unfallwagen vor. Man ist über die Leitplanken auf die Rennstrecke Nordschleife gestiegen. - Nirgendwo nichts!

Ich habe verwundert gefragt, warum hier Feuerwehren um 20 Kilometer und mehr anfahren, wenn man vom vermeldeten Unfallort bis zur Feuerwehr in Nürburg praktisch gucken kann? - Man hat mich aufgeklärt: Feuerwehren sind in Verbandsgemeinden organisiert und der angegebene „Unfallort“ war zufällig nur Meter von der Grenze zur Verbandsgemeinde Adenau entfernt. Ein paar Meter weiter – und die Feuerwehr Nürburg wäre alarmiert worden. - So ist das!

Ich habe am nächsten Tag auf meine Art zum „Unfall“ nachrecherchiert: Auf der Nordschleife war in dieser Woche, an diesem Tag, die Industrie mit Testwagen unterwegs. Natürlich sind die auch mit „eCall“ ausgestattet. Ein Testfahrer zu mir:

„Aber du kennst doch noch das Problem mit der intelligenten Software bei dem ausfahrbaren Überchlagbügel beim SL. Da hat sich seitdem einiges getan getan, aber per Saldo… - Wenn da auf einem sehr schnell überfahrenen Sprunghügel die Hinterräder ein wenig frei werden, nimmt die Software das als Ansatz zu einem Überschlag wahr und setzt per „eCall“ eine Unfallmeldung ab.“

Ich nicke verständnisvoll. Aber tatsächlich gibt es am von „eCall“ vermeldeten Unfallort keine entsprechende Bodenwelle. - Also wie im anderen, oben erwähnten Fall, eine „Fehlschaltung“?

Das war ein teurer Spaß! - Für die Verbandsgemeinde!

Man hat mich wegen meiner kritischen Anmerkungen zu so genannten Sicherheitssystemen, schon mal aus Wikipedia entfernt, wo auf eine meiner Veröffentlichungen zu „Sicherheitssysstemen“  hingewiesen worden war. - Nicht von mir!

Also lasse ich es dieses Mal bei der Schilderung dieses Vorfalls. Ich habe davon übrigens auf der Geburtstagsfeier erfahren, zu dem ich am Abend meiner 1.000 Kilometer-Fahrt eingeladen war. - Es war nicht nur nett und lustig, sondern auch informativ!

Eigentlich hatte ich diese Fahrt auch schon am 25. März 2019 machen wollen, aber es gab bei einem Importeur Schwierigkeiten, einen von mir eigentlich rechtzeitig angemeldeten Testwagenwunsch in einem gewissen Zeitrahmen umzusetzen.

Schade! - Genau am 25. März 2019 besaß ich den Führerschein der Klasse 3 exakt 70 Jahre.

Fröhliche Ostern!

Wilhelm Hahne

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